„Nu, meinetwegen!" rief Henning, und die ganze Hahnen¬
familie freute sich schon im voraus auf das morgige Frühstück.
4. Ein Hahnenkampf.
Kaum waren am andern Morgen früh die Hühner aus
dem Stalle gelassen, so liefen sie, wie es verabredet war, in
den Garten. Das Loch unter dem Zaun war bald gefunden.
Die gute Kratzefuß scharrte es mit Beinen und Flügeln größer.
Bald schlüpften alle viere durch, und nun ging’s halb laufend, 5
halb fliegend zu der Stelle am Bache hin, wo gestern der
Fuchs gelegen hatte.
Sie suchten, sie scharrten, sie pickten — von Regen¬
würmern war keine Spur zu finden. Ermüdet hörten endlich
die Hähne auf, danach zu suchen; nur die Henne scharrte und 10
kratzte noch immerzu, sie hoffte doch noch, das ersehnte Regen¬
würmerfrühstück zu finden^/
¿Hör’ auf, Mutter!" sprach endlich Hähnel mit einem
ärgerlichen Seitenblick nach dem Bruder hin, „der Gockelmann
hat sich wahrscheinlich wieder einmal zum Narren halten lassen 15
von irgend einem Landstreicher von Hund oder gar von unserm
Todfeinde, dem Meister Reineke selber. Dem Gockelmann
kann man solche Weisheit schon zutrauen."
„Was willst du damit sagen?" fuhr Gockelmann gegen
seinen Bruder los. 20
„Was ich damit sagen will?" erwiderte Hähnel ganz
ruhig, „ich will damit sagen, daß du ein dummer Junge bist!"
„Ein dummer Junge?" schrie der andre, „Bruder, du hast
mich geschimpft! Wir müssen uns schlagen. Ich fordere dich!"
„Auf Schnäbel oder auf Sporen?" 25
„Auf alle beide!"
„Meinetwegen, komm heran!" sprach der Herausgeforderte,
und die Kämpfer stellten sich gegeneinander auf.
Frau Kratzefuß wollte die Söhne auseinander bringen,
aber der alte Henning sagte: „Mutter, laß die beiden ruhig30
sich miteinander beißen. Hähne sind Hähne; wie ich jung
war, hab’ ich’s mit meinen Brüdern ebenso gemacht."
So kämpften denn die beiden streitsüchtigen Hähne ihren
Zank nach der richtigen Hahnenordnung aus. Erst standen
sie lange Zeit gegeneinander gekehrt, mit gesträubten Hals-35
federn, die Köpfe tief, die Schwänze hoch, dann pickten sie
Plümer-Haupt-Bachman». Lesebuch. I. 9