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169b. Rätsel.
Friedrich von Zchiller.
sauerst in:] Turandot, Prinzessin von China. Ein tragikomisches Märchen nach G ozzi
von Schiller. Tübingen. 1802. S. 48.
Wie heißt das Ding, das wen’ge schätzen,
doch ziert’s des größten Kaisers Hand;
es ist gemacht, um zu verletzen;
am nächsten ist’s dem Schwert verwandt.
5. Kein Blut vergießt’s und macht doch tausend Wunden,
niemand beraub t’s und macht doch reich,
es hat den Erdkreis überwunden,
es macht das Leben sanft und gleich.
Die größten Reiche hat’s gegründet,
10. die ältsten Städte hat’s erbaut,
doch niemals hat es Krieg entzündet,
und Heil dem Volk, das ihm vertraut!
169c. Abendlied.
Matthias Claudius.
>smus omnia sua secum portans oder Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten.
IV. Teil. Wandsbeck. 1783. 8. 91.
[Zuerst in: Poetische Blumenlese für das Jahr 1779, herausg. von Johann
Heinrich Voß. Hamburg. 8. 184.]
1. Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
2. Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold,
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt!
3. Seht ihr den Mond dort stehen? —
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.