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vor 12 Jahren den Thron seiner Könige umgestürzt hatte, war
von neuem ein Thron aufgerichtet, den der Sohn eines Advokaten
einnahm. Der glanzvollste Hofstaat sollte diesen Thron verherrlichen.
Des Kaisers Bruder und Schwestern wurden zu Prinzen und
Prinzessinnen erhoben, seine tüchtigsten Generäle zu Marschällen
ernannt, seine obersten Diener mit den stolzesten Titeln geschmückt.
Und als ob die Kaiserkrone dem Gewaltigen noch nicht genüge,
vereinigte er bald mit derselben noch eine zweite Krone. Er
schuf aus dem Lande, welches seine siegreichen Waffen in Italien
erobert hatten, ein neues Königreich und nahm dessen Krone für
sich, indem er sich zum Könige von Italien erklärte.
2. Die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz 1805. —
Im Besitze so großer Macht und Herrlichkeit wurde Napoleon
immer gemaltthätiger. Fürsten und Völker behandelte er mit
Geringschätzung und empörender Willkür. Da schlossen England,
Österreich und Rußland ein Bündnis gegen ihn. Sogleich setzte
Napoleon ein starkes Heer in Bewegung, überschritt den Rhein und
gelangte, rasch durch Deutschland vorwärts dringend, bis zur Kaiser¬
stadt Wien, in welche er einrückte. Dann wandte er sich gegen Norden
nach Mähren, wo der Kaiser Alexander von Rußland
sein Heer mit dem österreichischen unter dem Kaiser Franz
vereinigt hatte. Bei Austerlitz, unweit Brünn, kam es am
ersten Jahrestage der Kaiserkrönung Napolons zur Dr ei kaiser¬
schlacht. Napoleon gewann einen großen Sieg.
3. Der Rheinbund; Auflösung des deutschen
Reiches 1806. — Dieser Sieg hatte für Österreich und ganz
Deutschland oie traurigsten Folgen. Österreich verlor mehrere
seiner schönsten Länder. Einen Teil derselben schenkte Napoleon
an Bayern und Württemberg, die sich ihm angeschlossen hatten-
Ihre Kurfürsten wurden zu Königen erhoben und trennten sich
von dem deutschen Reichsverbande. Darauf stiftete Napoleon den
sogenannten Rheinbund, durch welchen 16 deutsche Fürsten
sich von Kaiser und Reich lossagten und Napoleon als ihren
Schutzherrn anerkannten. Die deutsche Kaiserwürde hatte nun
feinen Sinn mehr: Kaiser Franz legte sie nieder und nannte