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Während man vordem jahrzehntelang hier neben den vom Dbermain
kommenden, mit Steinen und Holz beladenen Mainschiffen nur wenige
kleinere Rheinschiffe sehen konnte, die in Mainz geringe Gütermengen
aus den großen Rheinschiffen übernommen hatten, bietet sich seitdem
dem Auge ein anderes, erfreulicheres Bild dar. Wir gewahren jetzt an
den mit Eisenbahnanschluß, Aränen, Lagerplätzen, Werfthallen und
Lagerhäusern versehenen Ufern des Hafens eine in der Aus- und Ein¬
ladung begriffene Flotte von Rheinschiffen, darunter sowohl große,
durch Schleppdampfer hierher gezogene eiserne Lastschiffe, deren Trag¬
fähigkeit bis 30000 Zentner (f500 Tonnen) beträgt, was dem Lade¬
gewicht von f50 Eisenbahnwagen entspricht, als auch für den schnellen
Transport wertvoller Waren bestimmte, mit eigner Triebkraft ver¬
sehene Güterdampfer.
Im Frankfurter Hafen werden in erster Linie Aohlen aus dem
Ruhrgebiet für Haushaltungs-, gewerbliche und industrielle Zwecke
ausgeladen, daneben auch Aohlen aus England und Australien zur
Leuchtgasbereitung, ferner alle Arten von Getreide aus Nord- und
Südamerika, Rußland und den Donauländern, sodann überseeische
Hölzer, deutsches und englisches Eisen, amerikanisches Harz, Futter-
und Düngmittel, weiter die Erzeugnisse der Aolonialländer, wie Aaffee
und Gewürze, schließlich die zahllosen Fabrikate der rheinischen Industrie
u. a. m. Die überseeischen Güter gehen in Rotterdam, Amsterdam
oder Antwerpen ein und werden dort auf die Rheinschiffe ver-
fruchtet.
Als Rückfracht, die teils nach dem niederrheinischen Gebiet teils
nach den Seehäfen für den überseeischen Export bestimmt ist, werden
hier von den zur Entladung gelangten Schiffen Waren und Fabrikate
aus Frankfurt und Umgebung, Erze aus dem Nogelsberg und dem
Spessart, Holz, Bau- und Bruchsteine aus Bayern, Gerste aus Gster-
reich und die mannigfachen Erzeugnisse der bayerischen, thüringischen
und österreichischen Industrie aufgenommen.
Die Aanalisierung des unteren Mains erstreckt sich zur Zeit bis
Dffenbach und Fechenheim. Die bayerische Staatsregierung ist bestrebt
auch den mittleren Main für den Schiffahrtsverkehr mehr und mehr
geeignet zu machen. Große Summen wurden in der jüngsten Zeit
zur Erhöhung seiner Schiffbarkeit auf der Strecke Würzburg—Aschaffen¬
burg durch Ausbaggerung, Erweiterung der Aschaffenburger Hafen-
anlagen und Ausdehnung der Aettenschleppschiffahrt bis Würzburg
und noch weiter mainaufwärts aufgewendet. Diese Bestrebungen finden
lebhafte Unterstützung durch den unter dem Protektorat Sr. Kgl. Hoheit