III. Die Wiedergeburt des Preußischen Staates und die Befreiungskriege. 51
So blieb ihm keine Wahl. Entschlossen eilte er nach den Nieder-
landen, wo ein englisches Heer, das zu über y3 aus Deutschen be¬
stand, und ein preußisches unter Blücher, dessen Generalstabschef
wieder Gneisenau war, Ausstellung genommen hatten. Noch ehe er sich
mit Wellington hatte vereinigen können, wurde Blücher bei Ligny ge-Ligny, ie.Juni,
schlagen. Sein Pferd wurde ihm unter dem Leibe erschossen, so daß
er stürzte und nur mit genauer Not gerettet wurde. Wellington
hatte ihm Hilfe versprochen, doch war seine Vorhut bei Ouatrebras ^uattebras.
von Ney besiegt worden, wobei der tapfere Herzog von Braun-
schweig fiel.
In dem Glauben, die Preußen seien ostwärts dem Rhein zu ge-
flohen, stürzte sich nun Napoleon auf den englischen Feldhern, der im
Vertrauen auf Blüchers Hilfe südlich von Brüssel bei Waterloo die Waterloo oder
Schlacht annahm. Sie begann gegen Mittag. Noch einmal hielt der 'ls'sunt!"'
kranke Kaiser eine — die letzte — Heerschau. „Die Erde war stolz, so
viel Tapfere zu tragen." Er schickte nun gewaltige Jnfanteriemassen
gegen den linken Flügel der Feinde. Sie mußten unter dem vernichtenden
Geschützfeuer und infolge eines unerwarteten Gegenangriffs zurück. Da
wurde von Osten her das Anrücken der Preußen gemeldet. Obschon
besiegt, waren diese in strömendem Regen auf lehmigen Feldwegen nicht
ostwärts, sondern nordwärts marschiert. Galt es doch, Wellington die
versprochene Hilfe zu bringen. — Mit dem Mut des Verzweifelten warf
Napoleon nun 26 Reiterregimenter gegen die englischen Stellungen.
Der Boden erdröhnte unter den Hufen von 10 000 Rossen. Nur mit
Mühe und selbst völlig erschöpft schlugen die Engländer auf dem östlichen
Flügel den Angriff ab. Aber die Mitte wurde durchbrochen. Die Re-
serven waren aufgebraucht. Langsam wich man zurück. Mit umdüstertem
Blick stand Wellington unter seinen Getreuen, die Uhr in der Hand
sagte er: „Blücher oder die Nacht". Da endlich traten die Preußen..BiMer oder
mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel aus dem Gehölz hervor und 16 a
griffen in die Schlacht ein. Sie war für Napoleon verloren. Aber er
verschmähte den geordneten Rückzug, der noch möglich war, und schickte
24 Bataillone seiner Garde, die noch in Reserve gestanden, zum
Angriff vor, zur Hälfte gegen die Engländer, zur Hälfte gegen die Preußen.
Dort kommandierte Wellington selbst den Gegenangriff seiner roten Gre-
nadiere, hier führte Gneisenau die schleichen und pommerschen Regimenter
vor. So wurde auch die Garde geworfen. „Es ist zu Ende, retten wir
uns!" Mit diesen Worten wandte sich auch Napoleon zur Flucht.
Während Gneisenau die Verfolgung „bis zum letzten Hauch von Roß
und Mann" leitete, umarmten sich auf der Höhe bei Belle-Alliance die
Sieger Blücher und Wellington. Napoleon eilte nach Rochefort. Da
ihm die Flucht unmöglich war, rief er „wie einst Themistokles" die Groß-
mut des Feindes an. Im Einverständnis mit den anderen Mächten
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