Marius und Sulla. Der Krieg gegen Jugurtha.
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Bürgerrecht zu erteilen, da sah er sich von der Volkspartei verlassen. Die
städtische Menge fürchtete, ihre Kornspenden mit den Bundesgenossen teilen
zu müssen. Das benutzte der Senat, um die Wiederwahl des G. Gracchus
zum Tribunen zu hintertreiben. Es kam zu einem Straßenkampfe; auf der
Flucht vor seinen Verfolgern ließ sich Gracchus von seinem Sklaven töten.
Nur zu bald erkannte das Volk, was es an den beiden Gracchen ver-
loren hatte. Es errichtete ihnen Bildsäulen und hielt die Orte heilig, wo sie
gefallen waren. Auch der Cornelia setzte man ein Denkmal mit der Jnschrift:
„Cornelia, die Mutter der Gracchen‘’. Mit den Gracchen begannen die Bür-
gerkriege.
6. Märius und Sulla.
a) Marinus. Bald nach dem Tode des jüngeren Gracchus wurde Gajus
Marius der Mann des Volkes. Er war der Sohn eines armen Bauers
aus Arpinum (im südöstl. Latium), ein rauher, aber tapferer Soldat, der
sich unter Scipio Ämilianus zum Feldherrn herangebildet hatte. Fm Kriege
gegen Jugürtha errang er seine ersten Erfolge, gegen die Cimbern und
Teutönen rettete er den Staat vor dem drohenden Verderben.
1. Der Krieg gegen Jugurtha. Numidien, das unter römischer Ober-
hoheit stand, wurde von Massinissas Enkeln und deren Vetter Jugurtha
beherrscht. Als dieser, um die Alleinherrschaft zu erlangen, seine Verwandten
aus dem Wege räumte, erklärten ihm die Römer den Krieg; aber Jugurtha
wußte die Führer des römischen Heeres zu bestechen, so daß er nach einem
kurzen Scheinkriege sein Reich ungeschmälert zurückerhielt. Wohl wurde er auf
Veranlassung des über den schmählichen Frieden erbitterten römischen Volkes
zur Verantwortung nach Rom gerufen, doch blieb er infolge neuerlicher Be-
stechung der einflußreichsten Beamten straflos. Bei seiner Abreise äußerte
er höhnisch: „O, du feile Stadt, wie bald wirst du zu grunde gehen, wenn sich
ein Käufer findet‘. Danach erneuerte man den Krieg gegen ihn und betraute
Marius mit dem Oberbefehle. Jugurtha wurde besiegt und gefangenge-
nommen (106 v. Chr.). Marius feierte einen glänzenden Triumph in Rom;
vor seinem Siegeswagen schritt Jugurtha, zugleich im Königsschmucke und
in Fesseln. Wenige Tage darauf wurde er im Kerker erdrosselt.
2. Der Krieg mit den Cimbern und Tentonen. Die Cimbern, ein
germanischer Stamm, waren von ihren Wohnsitzen auf der Jütischen Halbinsel
nach dem Süden gezogen, um neue Wohnsitze zu suchen. Sie hatten seit 113
v. Chr. in der heutigen Steiermark und in Gallien, + hier im Vereine mit
dem keltischen Stamme der Teutonen, die vom mittleren Deutschland kamen,
~- wiederholt römische Heere geschlagen. Nun beschlossen sie, nach Italien
einzudringen: die Cimbern über die Ostalpen durch das Etschtal, die Teu-
tonen über die Seealpen. Ganz Italien zitterte vor dem Einfalle der Bar-
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