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Y. Asien.
Gerühmt wird die Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit des chinesischen Kaufmanns, der
kleine Straßenverkäufer dagegen sucht den Fremden gern zu übervorteilen.
Die drei in China verbreitetsten Religionen, die Sittenlehre des Kon-
futse, der Buddhismus und der Taoismns, sind sämtlich ohne Weiterentwick-
lung geblieben und verknöchert. Sie sind voneinander nicht scharf abgegrenzt. Im
allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und sehr duldsam. Bemerkens-
wert ist die Häßlichkeit der Götterbilder, die pietätvolle Verehrung der Ahnen und
bedeutenden Männer.
152. Staatliches. Das Riesenreich China ist etwa zwanzigmal so groß wie
das Deutsche Reich. 1912 ward es Republik.
56. Chinesische Gerichtsverhandlung. Wie die Chinesen viel Eigenart in ihrer Kleidung und
Nahrung, in Gewerben, Künsten und Literatur besitzen, so auch in ihren Gesetzen und ihrer Rechts-
pflege. Ihre Richter sind fest angestellt, aber zugleich Verwaltungsbeamte. Der höchste Gerichtshof in
Peking heißt Strafamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen
sind streng, oft grausam.
153. Besiedlung. Bei der Vorliebe der an 400 Millionen zählenden Chinesen zum
engen Zusammenwohnen ist die Zahl der großen Städte seit alters be-
trächtlich. Diese entstanden namentlich an den Flußstraßen und Meeresbuchten.
Peking1 (etwa 750 000 E.) bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von 32 qkm
mit 5 m dicker und 6 m hoher Mauer. Die Mandschustadt, in der viele Tempel,
Moscheen, der Kaiserpalast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften
liegen, ist von der nngepflasterten und unsauberen Chinesenstadt durch eine Mauer
getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin setwa 800 000 E.), als Nordende des
Kaiserkanals ein Brennpunkt des Verkehrs zwischen Nord- und Südchina.
In der Mitte des Reiches ward Schanghai sfast 1 Mill. E.), das Eingangs-
tor zum reichen Tal des Jäntfekiäng, Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baum-
1 D. i. Nordresidenz. Pe = N, Nan — S, Tung = 0, ©i = W.