Full text: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

114 7. Das Elchsfeld und das Thüringer Stufenland. 
Viehzucht, namentlich die Schweinezucht, beschäftigt eine große Zahl 
der Bewohner. Die Schweine werden hier in großen Herden auf die 
Weide getrieben. Aber trotz aller dieser Erwerbsquellen müssen viele 
Eichsfelder Jahr für Jahr in die Fremde ziehen und in den gesegneten 
Gegenden des Vaterlandes als Fabrikarbeiter, Handwerker, Dienstboten 
und Musikanten Verdienst suchen. Am häufigsten trifft man die Hausierer, 
die gesponnene, gewebte, gepflochtene und geschnitzte Waren (Klammern, 
Quirle, Lössel) in Dorf und Stadt feilbieten. Im Unteren Eichsfelde 
sind die Bewohner meist A ck e r b a n e r und Gewerbetreibende. 
An vielen Orten hat man Zigarrenfabriken errichtet. Auch gibt 
hier der Wald großen Verdienst. Die Hauptbeschäftigung der Bewohuer 
im Gebirge und in der Ebene gab dem lannigen Volksinunde häufig 
Veranlassung zu Beinamen. So werden die Bewohner der beiden 
Gebradörser wegen des Obstbaues „Hotzelfäcke" genannt, die Northeimer 
wegen der früheren Töpfereien „Pottheimer", die Heldrunger „Zwiebel¬ 
könige", die Wülfingeröder „Ziegenböcke", die Krombacher „Gänse", die 
Banteröder „Kaninchen"; Büttstedt heißt „Ochsenbuschd", Kölleda „Kuh- 
källn", Sömmerda „Zägensämmern" und die durch die mit Arznei- 
kräutern bestandenen Felder führende Eisenbahn die „Pfeffermünzbahn". 
„Jngergräber hebsch und blank, 
Aebbergräber ^-auebank, 
Mehlengan ist äne Bättel-(d. h. kleiue)stadt, 
Uff Lohre han fe nich Waffer satt." 
Treffen diese alten Behauptungen noch in der Gegenwart zu? 
b) Im Thüringer Stufenlaude. 
Im Thüringer Stufenlande steht die Bewirtschaftung des 
Bodens oben an. Acker, Wiese und Gartenland wechseln mit einander 
ab und geben reiche Erträge. Der Gartenbau liefert besonders Herr- 
liches Gemüse (Groß-Gottern, Langensalza), Blumen aller Art (Erfnrt), 
saftiges Obst und schmackhaften Wein. Von den Höhen gewinnt man 
brauchbare Bau- und Pflastersteine (Gotha) und Bauholz. 
Aber auch uuterirdifch ist eine große Zahl der Thüringer tätig, um hier 
Braunkohlen, dort Stein- und Düngesalze zutage zu 
fördern. In den Städten sind neben dem Ackerbau die Fabrik- 
t ä t i g k e i t, das Gewerbe und der Handel Nährzweige. Weit 
und breit sind bekannt die Thüringer W o l l w a r e n (Apolda, Mühl- 
hausen) und die Sömmerdaer Eisenwaren. Welche Eisenbahnlinien 
und Heerstraßen durchschneiden das Gebiet? 
E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. 
Die Bewohner zwischen dem Thüringer Walde, der Unstrnt und der 
Werra heißen seit nahezu 2000 Jahren Thüringer. Ihre Sprache ist die 
obersächsische, die als thüringische Mundart gesprochen wird. Auffallend 
sprechen die Bewohner der Voigtei südlich von Mühlhausen (Ober- und
	        
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