Full text: Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe

Friedrich Christian (1681—1728). Es folgte ihm in der 
Regierung sein ältester Sohn Friedrich Christian. Dieser hatte 
in seiner Jugend große Reisen durch Holland, Frankreich, Italien 
und Deutschland gemacht und daran solches Vergnügen gefunden, 
daß er sich mehr im Auslande als in der eigenen Heimat aufhielt. 
Ju den Jahren 1674 bis 1678 beteiligte er sich auf Seite des Großen 
Kurfürsten an dem Kriege Brandenburgs gegen Schweden, in welchem 
die damals schwedischen Festungen Stettin, Stralsund und Greifswald 
erobert wurden. Auch nach der Übernahme der Regierung setzte er 
seine Reisen fort. Jedoch wandte er der Kirche und der Schule große 
Sorgfalt zu. Er verschärfte 1713 die Bestimmungen über den Un- 
terricht, indem er von einem 6jährigen Schulbesuch die Konfirmation 
abhängig machte. Auch stiftete er den Kirchenbansonds, aus dem die 
Gemeinden Beihilsen zu Bauten und Reparaturen kirchlicher Gebäude 
erhalten. Von ihm wurde 1686 das jetzige Hagenburger Schloß er- 
baut (S. 61). Seine Gemahlin Johanne Sophie, eine Reichsgräfin 
von Hohenlohe-Langenbnrg, nahm von 1702 ab ihren Wohnsitz in 
Hannover und lebte seit 1714 mit ihren beiden Söhnen am könig- 
lichen Hofe zu London. Erst nach dem Tode ihres Gemahls kehrte 
sie ins Land zurück auf ihren Witwensitz in Stadthagen. Sie stiftete 
1738 das lutherische Waisenhaus zu Stadthagen (S. 103) und tat 
auch sonst im Verein mit dem Oberprediger und Superintendenten 
Hauber zu Stadthagen viel zur Belebung der Kirche und zur Be- 
tätigung des christlichen Lebens. 
Albrecht Molfgang (1728—1748). Aus Friedrich Christian 
folgte deffen Sohn Alb recht Wolfgang, der unter den Augen fei- 
ner Mutter in Hannover aufgewachsen war und eine sorgfältige Er- 
ziehung erhalten hatte. Nachdem er die damals berühmte Fürsten- 
schule in Wolsenbüttel nnd darauf die Universitäten zu Utrecht, Genf 
und Leyden besucht hatte, lebte er bei seiner Mutter in London. Hier 
vermählte er sich im Jahre 1721 mit der Reichsgräfin Margarete 
Gertrud von Oeynhausen. Diese Ehe war jedoch von kurzer Dauer. 
Während seiner Wirksamkeit als Gesandter Englands am kurpsäl- 
zischen Hofe zu Mannheim starb die Gräfin (1726); sie wurde an- 
sänglich auch in Mannheim beigesetzt und erst am 1. Nov. 1728 in 
das Erbbegräbnis zu Stadthagen überführt. Dort sieht man rechts 
vom Altar ihr Grabdenkmal, das der Bremer Bildhauer Frese aus- 
geführt hat (S. 98). Der Graf vermählte sich zum zweiten Male
	        
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