Full text: Klasse 7 (viertes Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

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Kronen wie riesige Besen zum grauen Winterhimmel empor. An ihren 
Zweigen sitzen Tausende und aber Tausende von Knospen, eingehüllt 
im braunen Wintermantel, und harren der Zeit, da die belebende 
Sonne sie wecken wird aus ihrem langen, liefen Schlafe. Nur die 
Nadelhölzer sind grün, und an den Zweigen der älteren Kiefern und 
Tannen hängen als hübsche Abwechslung zwischen den dunkeln Nadeln 
die braunen Fruchtzapfen, und in ihren Wipfeln hören wir Vogel¬ 
gezwitscher.' Das niedliche Goldhähnchen, das noch kleiner ist als der 
Zaunkönig, treibt hier sein munteres Wesen, und — o Wunder, sogar 
ein Vogelnest mit jungen Vögeln darin birgt sich im Gezweig jener 
hohen Tanne, und die Eltern fliegen ab und zu und füttern ihre 
Brut, die Mutter im grauen Hauskleide und der Vater im prächtigen 
roten Nock. Es sind Kreuzschnäbel, die sich von den Samen der Nadel¬ 
hölzer nähren. 
Aber in alten, hohlen Eichen schlafen dicht zusammengedrängt Scharen 
der wunderlichen Fledermäuse, und unten, eingewühlt im Mulm des 
gehöhlten Stammes, liegen zu Knäueln geballt harmlose Blindschleichen 
oder giftige Kreuzottern oder Ringelnattern und andere Schlangen. 
In den Höhlungen zwischen dem Wurzelwerk hocken Kröten und schlum¬ 
mern die sonst so flinken Eidechsen. Zn den Astlöchern und den Ritzen 
der Rinde harren Schmetterlinge des kommenden Frühlings. Andere 
brachten dort ihre Eier unter oder befestigten sie und ihre Naupen- 
gespinste an den Zweigen und zwischen den welken Blättern. Unter 
der Baumrinde und unter Steinen ruhen Schnecken, Käfer, Spinnen 
und Asseln, Tausendfüße und sonst allerlei Gewürm. Gar vielen ist 
der Schnee eine schützende Decke, doch manchen ist er auch sehr lästig 
und wird ihnen, wenn er lange liegt, leicht zum Verderben. Hirsche, 
Rehe und Hasen, Mäuse und Eichhörnchen leiden durch ihn große Not. 
Schwer darben die körnerfressenden Vögel, während diejenigen, die sich 
von Insekten nähren, immer noch eher ihre Nahrung in den Verstecken 
zu finden wissen. Der Fuchs aber schleicht mit bellendem Magen umher 
und folgt ihnen mit lüsternen Blicken. 
90. Frühling im Gehölz. 
Ilse Frapan. 
Hinter Eppendorf liegt Niendorf. Dort gibt es ein Gehölz. 
Vorigen Sonntag sind wir im Niendorfer Gehölz gewesen, drei 
Jungen und ich. Es war ziemlich weit zu gehen. Wir hatten
	        
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