Full text: Lesebuch für landwirtschaftliche Winter- und Fortbildungsschulen

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schaften waren, einen großen Teil seiner Einnahmen. Er hatte deren Ver⸗ 
waltung verständig geordnet. Ein Amtmann, der zugleich die Gerichts— 
barkeit hatte, stand einem oder mehreren solcher Kammergüter vor und 
bezog als Besoldung den Genuß eines Lehens. Ihn unterstützte ein aus 
dem Mittelstande genommener verständiger Mann, der Meier, welcher, je 
nachdem er Haus und Hof, Wald und Wiese, Feld und Garten unter 
seiner Aufsicht hatte, Hofmeier, Feldmeier, Waldmeier u. s. w. hieß. 
Für den Betrieb der Landwirtschaft auf den Meiereien erließ Karl 
eine gesetzliche Anleitung, welche man das älteste deutsche Lehrbuch des 
Ackerbaues nennen kann. Dreifelderwirtschaft mit Fruchtwechsel, Rinder⸗ 
zucht mit Weidegang und mancherlei Verbesserungen in der Behandlung 
des Ackers und der Gärten waren darin festgestellt. 
Ebenso traf Karl Anordnungen für den Hausfleiß. Er befahl, daß 
die jungen Edelleute in den Waffen geübt und seine Prinzessinnen und 
Edelfräulein zum Spinnrocken angehalten werden sollten. Der Erfolg 
blieb nicht aus; denn wir erfahren aus der Geschichte, daß die deutschen 
Frauen des Mittelalters, auch die Fürstinnen und Edelfrauen, die An— 
fertigung weiblicher Handarbeiten schon in früher Jugend erlernten, in 
Linnen- und Wollarbeit Tüchtiges zu leisten, die Kleider der Familie zu 
verfertigen und zierlich zu schmücken, Teppiche kunstvoll zu weben und in 
Gold und Seide zu sticken, „mit der Nadel zu malen“ verstanden. 
Es war natürlich, daß in der Nähe des Kaisers, welcher sich persön— 
lich auch um die Einzelheiten der Landwirtschaft bekümmerte, also in Franken 
der Ackerbau sich bedeutend hob, und es ist interessant zu sehen, wie sich 
nach seiner Anregung derselbe gestaltete. Ein Gutshof jener Zeit war 
durch Mauer, Bretter, Pfähle oder Zaun eingefriedigt; ein Thor, welches 
häufig mit einem Söller überbaut war, führte in denselben. Das Herren— 
haus, einfach gebaut, enthielt nur wenige Wohnzimmer, die mit einem 
Tische, mit Decken belegten Bänken und einem ehernen Leuchter ausge— 
stattet waren, und einige Schlafkammern. Die Wirtschaftsgebäude standen 
im Hofe umher, waren aber öfter der Bequemlichkeit wegen mit einander 
verbunden. An allen Höfen befanden sich kleinere, von Zäunen oder 
Planken eingeschlossene Hausgärten, welche Obstanlagen und Fischteiche 
enthielten. Für die Einfriedigung der Hofräume war Karl sehr besorgt. 
Auch verordnete er, daß zur Nachtzeit Feuer brennen und Wächter bleiben 
sollten, um Diebstählen vorzubeugen. Die Stallungen waren im Winter 
mit den von der Weide zurückgekehrten Haustieren gefüllt. Vor allem 
zeichnete sich auf den Kammergütern die Pferdezucht aus. Die Rindvieh— 
zucht stand derselben nach, so daß auf Asnapium neben 57 Stuten nur 
50 Kühe sich fanden. Es werden aber Mastochsen, Butter und Käse öfter 
erwähnt. Schafe gab es viele, auf Asnapium 450, aber sie waren von 
geringer Güte. Es wurde hauptsächlich auf Schlachtvieh gesehen, und 
Schöpsenfleisch war sehr beliebt. Auch die Ziegenzucht war nicht unbe— 
deutend, mehr aber noch wurde die Schweinezucht gepflegt, welche durch die 
vielen Eichenwaldungen sehr begünstigt wurde. In Asnapium wurden 
365 Schweine gehalten. Der Kaiser war ein großer Freund des Hühner— 
hofes, und wie er die Eier, welche ihm die Verwalter von den Gütern
	        
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