Full text: Vaterländisches Lesebuch für Fortbildungsschulen

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kate zu lohnenden Preisen abzunehmen und uns dafür Rohstoffe wohl— 
feil zu liefern. Für den Kriegsfall birgt er jedoch eine schwere Gefahr. 
So kann ein Land wie England, das seine Lebensmittel zum größten 
Teil aus dem Auslande bezieht und dort die Hälfte seiner Industrie— 
erzeugnisse absetzt, ausgehungert werden, wenn es gelingt, ihm seine 
Ueberseebeziehungen abzuschneiden. Für uns besteht diese Gefahr der 
wirtschaftlichen Vernichtung nicht, da wir jahrelang von den Erzeug— 
nissen des eigenen Bodens leben können und außerdem ungefähr vier 
Fünftel unserer Fabrikate im eigenen Lande absetzen. 
Infolge seiner regen Tätigkeit in Landwirtschaft, Industrie und 
Handel ist Deutschland in der Friedenszeit von 1871 bis 1914 das 
reichste Land Europas geworden. Viel beneidet, von Feinden rings 
umdräut, steht das Deutsche Reich heute da. Nur die Einsetzung aller 
Kräfte, die opferwillige Hingabe von Gut und Blut, nur ein mächtiges 
Heer und eine starke Flotte wird uns heute und in aller Zukunft davor 
bewahren, daß unser einzig dastehendes kulturelles und wirtschaftliches 
Leben durch gierige Feinde vernichtet wird! e Bruno Henemanu 
78. Können Hunger und Not uns bezwingen? 
Zwei wirtschaftliche Aufgaben sind zu lösen: erstens ist der 
Kriegsbedarf sicherzustellen. Daran fehlt es nicht. Wir haben die 
nötigen Waffen, Kriegsschiffe und Sprengstoffe, wir können unsere 
Truppen warm kleiden. Zweitens ist der unentbehrliche Unterhalt 
— mehr ist nicht nötig — für unsere dichte Bevölkerung zu beschaffen. 
Es besteht aber für uns sehr im Unterschiede von England die Möglich— 
keit, unsern Nahrungsbedarf aus der Innenwirtschaft zu decken. An 
Brotgetreide erzeugen wir zwar bei einer Durchschnittsernte nur neun 
Zehntel der erforderlichen Menge. Doch gibt es kein Land der Erde, 
das mehr Kartoffeln erntete als wir. Deshalb wird die meines 
Erachtens noch zu verschärfende Vorschrift des Bundesrats, Kartoffeln 
ins Brot zu backen, überdies die Verfütterung von Brotgetreide zu 
unterlassen, unser tägliches Brot bis zum Ende dieses Erntejahrs sicher— 
stellen, auch gestatten, mit erheblichem Vorrat in das nächste Jahr 
einzutreten. Auch unsere Viehbestände sind sehr groß. Woran es 
uns fehlt, sind Kraftfuttermittel. Sie lassen sich auch nicht ganz voll— 
ständig ersezen. Es wird also nötig werden, den Kapitalbestand 
unserer Herden anzugreifen. Dies bietet auch keine Bedenken. 
Erforderlich ist nur, daß jeder einzelne mit dem Fleisch, wie über— 
haupt mit jedem nutzbaren Stoffe vorsichtig umgeht, und jetzt, in der 
Zeit des reichlichen Fleischangebotes, statt mehr zu verbrauchen, nach 
Möglichkeit Fleischwaren aufspeichert. Wer Dauerwaren herstellt, 
leistet damit nicht bloß sich, sondern der Gesamtheit einen wichtigen 
Dienst. 
Wird die Wolle und die Baumwolle knapp, nun, so werden wir 
die alten Kleider tragen, das schadet gar nichts.
	        
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