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in ihr Land zurück. Ihr ganzes Lager mit allen Kostbarkeiten,
auch die Fesseln für die Griechen und der prächtige Marmor-
block, Alles wurde eine Beute der Sieger. Unter den vielen
Leichen, mit denen das Schlachtfeld weithin bedeckt war, lag
auch die des Hippias.
Welche Freude nach so vieler Angst! Während sie noch
frohlockend die fliehenden Perser verfolgten, stürzte ein Bürger
mit Blut und Staub bedeckt, in fliegender Eile nach Athen und
rief fast athemlos in die nächste Straße hinein: „Freuet euch,
Bürger, wir haben gesiegt!" — und sank entseelt dahin. Noch
lange nachher begingen die Athener den glorreichen Tag des
Sieges mit feierlichen Umzügen und Opfern. Ihre gefallenen
Mitbürger begruben sie auf das Feierlichste und setzten ihnen
schöne Ehrendenkmäler. Vor allen aber ward Miltiades, der
Held des Tages, gefeiert. Das ganze Volk empfing seinen
Retter mit Jubel und verewigte nachher sein Andenken durch
ein großes, von ihrem berühmten Künstler Polignötus ange-
fertigtes Gemälde, welches in verschiedenen Abtheilungen leb-
hast darstellte, wie er sein kleines Heer zur Schlacht ermuthigte,
wie er alles kühn anordnete und lenkte.
Bei der Heimkehr der Athener kam in großer Eile ein
Haufen Spartaner herangezogen, die nun, da der Vollmond
erschienen, zur Hülfe bereit waren. Sie ließen sich zum wenig-
sten noch das Schlachtfeld zeigen, lobten die Athener wegen
ihrer Tapferkeit und kehrten dann nach Hause zurück.
Jedoch nicht lange genoß Miltiades die Früchte seiner glor-
reichen That. Sein Name ward bald ein Gegenstand des Neides.
Feinde suchten ihn verdächtig zu machen, als strebe er nach
der Alleinherrschaft und eine unglückliche Unternehmung gegen
die Insel Paros erleichterte ihnen den Sieg. Er wurde zu
einer großen Geldbuße verurtheilt und, da er diese nicht so¬
gleich zahlen konnte, in's Gefängniß geworfen, wo er bald an
seiner bei Paros erhaltenen Wunde starb.
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