Full text: Lesebuch für die Sonntagschulen der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben und Neuburg

Der Wohnraum und die Luft. 
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wir einmal die Stuben nicht entbehren können, die Luft in den letzteren 
möglichst rein und frisch zu erhalten. 
Sehr häufig wird der Fehler gemacht, daß die kleinsten Stuben 
der Wohnung zum Schlafen benutzt werden. Gerade während der Nacht 
halten wir uns am längsten in demselben Zimmer auf und werden des— 
halb auch am meisten von der Luft der Schlafstube beeinflußt. Räume, 
die nur vorübergehender Benutzung dienen, dürfen klein sein; aber das 
Schlafzimmer muß vor allem einen großen Luftraum bieten, je größer 
desto besser. In vielen Wohnungen findet man das größte Zimmer als 
sogenannte Prunkstube gewöhnlich abgeschlossen und die gesamte Familie 
in engen Räumen zusammengedrängt. Tritt man früh morgens in eine 
noch nicht gelüftete Stube, in welcher auch nur ein einziger Mensch ge— 
schlafen hat, so ist die Luft unerträglich. Glücklicherweise vollzieht sich 
etwas Lüftung auch ohne unser Zutun durch die Fugen und Spalten 
in Fenstern und Türen; selbst durch die Poren der Wände dringt frische 
Außenluft in die Zimmer, wenn das Mauerwerk frei von Feuchtigkeit ist. 
Auf diese Weise sorgt schon die Natur für den Zutritt gesunder Luft in 
unseren Wohnräumen und verhindert dadurch viele Erkrankungen. 
Eine weitere natürliche Ventilation kann mit der Ofenheizung ver— 
bunden werden, wenn diese vom Zimmer aus erfolgt. In einem luftdicht 
abgeschlossenen Ofen würde kein Feuer brennen; der Luftzug nämlich, 
der das Feuer anfacht und nährt, stellt sich dadurch her, daß fortwährend 
die kältere, schwerere Luft aus der Stube die heiße, leichtere Luft im 
Ofen nach dem Schornsteine verdrängt. Die Stubenluft aber würde nicht 
in Bewegung kommen, wenn sie nicht selber von den außerhalb der Stube 
befindlichen Luftmassen gedrückt und gedrängt würde. Wir sehen also, 
daß die Ofenheizung ein kräftiges Mittel der Lufterneuerung in unsern 
Wohnungen ist. Einerseits führt sie Wärmeunterschiede herbei, welche die 
natürliche Ventilation fördern, anderseits entfernt sie die verbrauchte Stuben— 
luft nach dem Schornsteine. 
Die einfachste Lüftungsart ist das Offnen der Fenster und dies 
kann bei milder Witterung, bei Nacht wie bei Tage, nie zu viel geschehen. 
Es können auch statt der Glasscheiben sogenannte Fliegengitter eingesetzt 
oder bei geöffneten Fenstern Rollvorhänge herabgelassen werden. 
Eine Hauptbedingung für Reinhaltung der Luft ist die Reinlichkeit 
in der Wohnung, im Gange, im Hofe; nicht eine Reinlichkeit, wobei all— 
zuviel Wasser verbraucht wird; denn das macht die Luft feucht und allzuviel 
Feuchtigkeit in der Wohnung ist schädlich. Aber es darf auch nicht zu wenig 
Wasser benutzt, der Boden nicht gefegt werden, daß Staubwolken umher— 
wirbeln; denn der Staub, eine bunte Sammlung von Fäserchen, Kohlen— 
stückchen, Pflanzenteilchen u. dgl. ist der Gesundheit schädlich. 
Nach Dr. J. Jakobi.
	        
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