Full text: Lesebuch für die Sonntagschulen der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben und Neuburg

Des Hauses Schmuck. 
mit seinen zahllosen blauen, roten und gelben Sternen deckt, steht 
an der schirmenden Wetterwand des Felsens ein behäbiges, schmuckes 
Bauernhaus. Von der glänzenden Glocke auf dem First bis herab 
zur Sounenbank, von der sich's so wonnig hinausschaut ins Land, 
rankt üppiges Grünen und Blühen. Auf der Altane duften Nelken 
und Gelbveigelein, die alten lieben Kinder des Älplers, hangen Win— 
den mit den samtblauen Glocken; großblätteriger Efeu klettert an 
der braunen Holzwand empor. Und wie ist erst die breite Stube 
geschmückt! Ampeln mit Frauenhaar und Immergrün haben den 
lauschigen Tischwinkel, in dem zur Weihnachtszeit das Kripplein steht, 
in eine grüne Klause gewandelt. Um „Christi Blut und Wunden“ 
windet sich eine sinnige Passionsblume. Von den Fenstern her grüßen 
Bergveilchen, Fuchsien, Astern und Levkoien; dort wuchern Geranien 
in Leichem Blattwerk und prächtig gefärbten Blüten. In jeder Ecke 
der mit kräftig-frischem Farbenspiel bemalten, mit kernhaften Sprü— 
chen verzierten, für Jahrhunderte gebauten Schränke grüßt ein Re— 
sedenstöcklein, eine rote Rose. Unfern der Wiege treibt der Rosma— 
rin, den Vater und Mutter einst am Traualtar getragen, seine kleinen 
Blaublüten. Auch andern Schmuck beherbergt das bayerische Bauern— 
haus in Fülle. Laß dich von der Bäuerin in die Kammern führen! 
Da stehen Bettstätten, Schränke, Kästen, alle in dem lebfrischen 
Grün, Rot und Blau bemalt, wie es aus Wald und Wiese zu den 
Fenstern hereinschaut. Da 
stehen Lommoden und Spie— 
gel aus Urgroßvaters 
Zeiten, reichgeschnitzt, mit 
eingelegten Arbeiten ver— 
ziert, deren „alte Mode“ 
man jetzt teuer bezahlt. 
Wo sich in dem weitschich— 
tigen Möbelwerk ein Plätz— 
chen bietet, vor allem im 
Glaskasten, dem Stolz der 
Hausfrau, prangen Por— 
zellanfigürchen, alte Uhren, 
bunt bemalte, geschliffene 
Gläser, Krüge, oft ältester 
und wertvollster Art, auch 
Kinderspielzeug, das wohl— 
erhalten mehreren Ge— 
schlechtern schon Jugend— 
freude spendete; dazwischen 
lachen rotbackige ÄApfel. 
Mit berechtigtem Stolz 
öffnet die Mutter Kästen 
und Truhen, die ihren 
Brautschmuck und den
	        
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