Full text: Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation (Teil 1)

Die Rettung des Reiches vor gänzlichem Verfall. 175 
Rudolf nach Frankfurt. Von hier aus begab er sich mit den Fürsten und Herren 
nach Aachen und wurde vom Erzbischos von Köln feierlich gesalbt und gekrönt. 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Rudolfs Wahl 1273. 
4. W i e Rudolf von Habsburg uni die Krone kämp¬ 
fen mußte. 
Wer war es wohl, der ihm sein königliches Recht streitig machte? (Ottokar 
von Böhmen, der selbst gern deutscher König geworden wäre. Er hatte sich an der 
Wahl Rudolfs nicht beteiligt und versagte ihm jetzt die Anerkennung). Wie durste 
er es wagen, sich dem rechtmäßigen Landesherrn zu widersetzen? Gelang 
es Rudolf, den Ungehorsamen zu unterwerfen? 
a) Der Böhmenkönig Ottokar grollte darüber, daß die Fürsten des 
Reiches nicht ihn zum Herrscher erkoren hatten. Denn er war der mächtigste 
von allen; er hatte Österreich und Steiermark geerbt, sein Reich reichte vom Erz¬ 
gebirge bis zur Adria. Den armen schweizerischen Grasen wollte er nimmer¬ 
mehr als seinen Herrn, anerkennen. Er schaltete und waltete in seinen Ländern, 
wie es ihm beliebte, und kümmerte sich um den neuen König nicht. Dieser be¬ 
schloß, ihn mit Gewalt zur Anerkennung zu bringen. Zunächst aber versuchte 
er gütliche Unterhandlungen. Doch Ottokar trotzte und vertraute aus seine starke 
Heeresmacht. Da forderte ihn Rudolf zur Herausgabe der deutschen Reichsländer 
Österreich, Steiermark, Kärnten und Kram auf, die der Böhmenkönig in der 
kaiserlosen Zeit gewonnen hatte. Ottokar blieb bei seiner Weigerung. Da ächtete 
ihn Rudolf und erklärte ihm den Krieg. Mit einem kleinen Ritterheere zog er 
die Donau hinab, der Ungarnkönig verbündete sich mit ihm, und nun drang er 
siegreich gegen Ottokar vor. Da traten viele Böhmen, die ihrem Könige wegen 
seiner Gewalttätigkeiten gram geworden waren, auf seine Seite über. Nun 
sah sich der stolze Ottokar zum Frieden gezwungen. Die eroberten Reichsländer 
mußte er herausgeben. Rudolf von Habsburg gab sie mit Einwilligung der 
Reichssürsten seinen Söhnen. Sein eigenes Stammland Böhmen behielt Otto¬ 
kar, doch mußte er den Kaiser als seinen Lehnsherrn anerkennen. Die Beleh¬ 
nung erfolgte öffentlich im Lager Rudolfs. Ottokar erschieu hier im prächtigen 
Königsmantel: jener blieb in seiner gewöhnlichen Feldkleidung. Als ihn die 
Umstehenden daran erinnerten, daß er doch den Kaisermantel anlegen möchte, 
entgegnete er: „Der König von Böhmen hat ost über mein graues Wams ge¬ 
lacht; jetzt soll mein graues Wams einmal über ihn lachen." Grimmig und 
ärgerlich ritt Ottokar von dannen. 
Zur Vertiefung. 
Wie ist über das Verhalten des Böhmenkönigs zu urteilen? 
Warum war das strenge Verfahren Rudolfs gegenüber dem Ungehor¬ 
samen berechtigt? 
Warum belehnte er seine Söhne mit den eingezogenen Reichendem 
Österreich usw.? Seine Absicht war die Gründung einer Hausmacht, um den 
reichbegüterten Fürsten gegenüber unabhängiger zu sein.. 
Überschrift? 
Zusammenfassung: Rudolfs Kampf mit Ottokar. 
b) Ob Ottokars Unterwerfung eine dauernde 
war? Nach kurzer Zeit fchou bereute es der König der Böhmen, daß er 
sich dem Kaiser unterworfen hatte. Er sammelte ein großes Heer, um ent¬ 
weder sich mit Rudolf zu schlagen oder ihn in der Stadt mit den Bürgern zu
	        
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