Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

139. Die menschliche Nahrung. 
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halten, muss im Darme ohne zu grosse Belãstigung derselben resorbierbar 
sein, und muss endlich angenehm schmecken und den Appetit erregen. 
Der natũurliche Insstinkt des Menschen, die Gefühle des Hungers und 
der Sattigung, haben ihn im allgemeinen, venn er in der Wabl seiner 
Kost frei ist, gelehrt, eine seinen Bedurfnissen entsprechende Nahrungs— 
menge zu geniessen. Der Hunger wird jedoch auch durch Genuss von 
Gegenstãnden gestillt, welche den Körper nur unvolletändig oder gar 
niecht nähren, sondern bloss mechanisch den Magen anfüllen; die ge 
nannten Empfindungen und Iriebe gewähren deshalb keine absolute 
Sicherheit dafür, dass der Mensch sich immer zweckmãssig nähre, und 
s0 kommt es denn in der That nicht selten vor, dass nicht nur einzelne 
Menschen, sondern ganze Bevölkerungsgruppen unter dem Einflusse der 
Not sich an eine ungenũügende, einseitige Nahrungsweise gewöhnen, welche 
sie körperlich und geistig herunterbringt. Ebenso werden, wie schon oben 
angedeutet, ost grobe Fehler in der Ernährungsweise begangen in Fällen, 
wo der Mensch in der Wahl seiner Kost nicht frei ist, sondern essen 
muss, was ihm vorgesetzt wird. 
Es ist wichtig, dass sich in der Kost gerade diejenigen Mengen von 
Stickstoff und Kohlenstoff befinden, velche zur Erhaltung des Kõrpers 
und zur Bewahrung seiner Leistungsfähigkeit gerade nötig sind, — nicht 
weniger, aber auch nicht mehr. Aus dieser Forderung ergibt sich, dass 
keines unserer gebräuchlichen Nahrungsmittel im eigentlichen Sinne des 
Wortes eine Nahrung ist, d. h. für sich allein, ohne Zugabe anderer 
Nahrungsmittel, eine geeignete Kost bildet. Es gibt zwar eine grosse 
Menge von Nahrungsmitteln Fleisch, Brot, Milch, Käse, Hülsenfruchte 
u. dgl.), die jedes für sich allein den Körper erhalten könnten, — aber 
eine solche Ernährung wäre wenig zweckmässig, da keiner dieser Sub- 
stanzen Stickstoff und Kohlenstoff in demjenigen Verhältnis enthält, 
welches für eine richtige Kost erforderlich ist (1 Teil Stickstoss auf 
bis 18 Teile Kohlenstoff); überall ist zu viel oder zu wenig von dem 
einen oder andern Nahrungsstoff vorhanden, so dass man entweder eine 
zu geringe Menge von dem einen oder andern geniessen, oder aber 
dem Magen eine ungeheure Uberladung zumuten mülste. 
Es ist also am besten, die Kost aus verschiedenen Nahrungsmitteln 
zu mischen. Da im allgemeinen die aus dem Tierreich stammenden 
Nahrungsmittel reich an Eiweiss und ost auch reich an Fett, die vege· 
tabilischen Nahrungsmittel aber, mit wenigen Ausnahmen, arm an Eiweils, 
dagegen reich an Kohlehydraten sind, so empfiehlt sich am besten eine 
aus animalischen und vegetabilischen Substanzen gemischte Nabrung. 
Im allgemeinen befolgt der Mensch, wenn es die Verhältnisse erlauben, 
diese Regel instinktiv, ohne von ihrer Bedeutung eine Ahnung zu haben; 
die italienischen Arbeiter, die sehr viel Mais in der Form von Polenta 
) — aufsaugbar.
	        
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