29. Regensburg, die Walhalla bei Donaustauf und die Befreiungshalle bei Kelheim. 57
stattfinden, und dem greisen Gründer desselben war es vergönnt, diese in
eigener Person vorzunehmen.
Dieses Bauwerk hätte kaum irgendwo einen passenderen Platz finden
können, und man muß auch hier den Scharfblick bewundern, mit welchem
der königliche Bauherr den geeignetsten, nach allen Seiten hin sichtbaren
Punkt ausgewählt hat. Fährt man von Regensburg her auf dem rechten
Ufer der Donau nach Kelheim, so eröffnet sich einem schon anderthalb
Stunden oberhalb dieser Stadt der erste Blick auf das Denkmal. An dem
Punkte, wo die Straße der letzten großen Krümmung der Donau folgt,
steigt aus der sich vorschiebenden Landschaft plötzlich und wie mit einem
Schlage der prächtige Bau in seiner Gesamtheit empor, getragen von dem
breiten Rücken des waldigen Michaelsberges. Auf der einen Seite steigt
der Berg schroff und unersteiglich von der Donau empor, dort, wo diese
ihre großartigste Felsgruppierung bildet; auf der andern senkt er sich, auch
ziemlich steil, zum lieblichen Thale der Altmühl hinab, welche hier durch
den Kanalhafen mit der Donau verbunden ist. Gegen Osten, der Stadt
zugewandt, führt eine breite Freitreppe zur Hauptterrasse des Unterbaues.
Das Gebäude felbst, eine achtzehneckige Rotunda, mißt im Durchmesser gegen
50 m, in der Höhe gegen 60m. Außen stehen auf halber Höhe 18 kolossale
weiße Figuren, in den gefalteten Händen Schilde haltend, auf welchen die
Namen deutscher Provinzen eingegraben sind. Darüber erhebt sich eine
Galexie von 54 Säulen, und um die in vollkommener Rundung aufsteigende
Kuppel ragen 18 Trophäen frei in der Luft. In das Innere führt ein
ehernes Thor, über welchem die Widmung steht: „den teutschen Befreiungs—
kämpfern König Ludwig 1863“. Auf nahezu 2m hohem Sockel treten
aus tiefen Nischen 34 Siegesgöttinnen hervor, aus carrarischem Marmor
gearbeitet und in der Art unter sich verbunden, daß je zwei mit einer Hand
einen Schild halten, während sie die andere der Nachbarin zureichen. Diese
14 aus erobertem Geschützen gegossenen Schilde tragen die Namen der
bedeutendsten Schlachten aus den Befreiungskriegen; oberhalb der Nischen
sind auf großen Marmortafeln die Namen der verdientesten deutschen Feld—
herren aus jener Zeit verzeichnet und noch weiter oben im Gesimsfriese
die Namen von 18 festen Plätzen, welchen in den Befreiungskriegen eine
besondere Rolle zugeteilt war. An Pracht und Großartigkeit steht die Be—
freiungshalle der Walhalla nicht nach, und es ist nicht wohl zu entscheiden,
welchem von beiden Tempeln der Vorzug vor dem andern gebühre; jeder
ist einzig in seiner Art.
Auch die Befreiungshalle erhält ihr Licht von oben durch eine Offnung
von 9 m Durchmesser. Zum ganzen Bau ist nur Stein und Metall, durch—
aus kein Holz verwendet. Zum Transport der riesigen Granitsteine — die
größeren hatten ein Gewicht von 7 bis 800 Zentnern — mußte vom Bruche
zu Hauzenberg bei Passau eine eigene Straße erbaut werden. Der Fuß—
boden aus buntem Marmor trägt in der Mitte, gerade unter der Licht
spendenden Laterne, in großen römischen Buchstaben den Gruß, welchen