Full text: (Für das 4. und 5. Schuljahr) (Band 2, [Schülerband])

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ehrlichen Gesichte und ließ ihn gehen. Doch ging er ihm 
nach, um zu erfahren, wohin er gehen werde. Da sah er ihn 
stracks nach dem Ratsgefängnisse gehen, wo er anklopfte und 
eingelassen wurde. Der Offizier folgte ihm auch dahin und 
sah alles, was vorging, und was den Jüngling bewogen hatte, 
sich anwerben zu lassen. 
5. Der Vater des jungen Mannes büßte im Gefängnisse 
wegen einer Schuld von hundert Gulden, die er nicht bezahlen 
konnte. Ihn zu befreien, hatte der Sohn sich anwerben lassen. 
Sobald er in das Gefängnis trat, redete er mit dem Aufseher 
und gab ihm die hundert Gulden in Verwahrung. Dann eilte 
er zu seinem Vater, fiel ihm um den Hals und verkündigte 
ihm seine Freiheit. Unvermerkt trat der Offizier in die Zelle 
und sah den ehrwürdigen Greis, der seinen Sohn in stummer 
Freude an sein Herz drückte und mit seinen Tränen ihn 
benetzte. Der Anblick rührte ihn tief. Er trat an die beiden 
heran und sagte: „Beruhigen Sie sich, alter Mann! ich will 
Sie eines so braven Sohnes nicht berauben. Lassen Sie mich 
teilnehmen an seiner edlen Tat. Er ist frei, und es reut mich 
diese Summe nicht, da sie so gut angewendet ist.“ 
6. Am andern Morgen reiste er mit dem frohen Bewußt¬ 
sein ab, zwei Menschenkinder glücklich gemacht zu haben. 
Pustkuchen-Glantzow, 
54. Einkehr. 
1. Bei einem Wirte, wundermild, 
da war ich jüngst zu Gaste; 
ein gold'ner Apfel war sein Schild 
an einem langen Aste. 
2. Es war der gute Apfelbaum, 
bei dem ich eingekehret; 
mit süßer Kost und frischem Schaum 
hat er mich wohl genähret. 
3. Es kamen in sein grünes Haus 
viel leichtbeschwingte Gäste; 
sie sprangen frei und hielten Schmaus 
und sangen auf das beste.
	        
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