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fällt. Ein fetter Boden macht ihr wohl einen rascheren Wuchs,
aber verdirbt ihr Holz und macht es locker und leicht faulend.
Überhaupt ist das innerste Holz des Stammes, das Kernholz, als
das älteste auch das festeste; je weiter nach der Rinde zu, desto
lockerer und schlechter wird es. Das Fichtenholz ist überhaupt nicht
so weich und fein und biegsam wie das Tannenholz, und wenn
dieses gern zu vornehmen und zierlichen Dingen strebt, z. B. als
schlanker Mastbaum zu prangen oder zum Hausgeräte und der
leichten Schachtel sich zu formen, so ist jenes derber und zum ge¬
wöhnlichen Hausgebrauch geschickter. Es läßt sich viel lieber zum
Brennholz zerhacken und brennt viel besser als das Holz der Wei߬
tanne. Wie diese bildet auch die Fichte, wenn sie einzeln dasteht,
eine schöne Pyramide mit ihren Zweigen. Die im Schlüsse auf¬
gewachsenen Fichten geben ein treffliches Bauholz und gute Bretter.
In der Kraft, Lasten zu tragen, übertrifft die Rottanne fast alle
Hölzer, ist daher zu Tragebalken sehr geschickt.
3. Es ist erstaunlich, wie schnell der Baum selbst bei der
magersten Kost aufwächst, denn in Zeit von 60 Jahren erreicht er
eine Höhe von 35 m. Es ist, als wollte er sich beeilen, dem
Menschen recht bald nützlich zu werden. Und wozu muß er dem
Menschen nicht dienen! Er läßt sich sogar sein warmes Kleid aus¬
ziehen, indem man die Rinde abschält, um sie in Mühlen zu zer¬
mahlen und dann als Beize und Lohe zum Gerben zu benützen.
Die Zapfen geben eine starke Hitze, wenn man sie verbrennt, und
dann eine vorzügliche Asche zum Bleichen. Die Nadeln müffen dazu
helfen, die Felder zu düngen und sind in den kalten Gebirgsgegenden,
wo es an Stroh mangelt, eine wertvolle Gabe des Himmels. Die
jungen Aste geben wegen ihrer Zähigkeit ein gutes Bindemittel und
sind fester als Stricke. Ihren Leib selber muß sich die Fichte mit
einem Messer aufritzen lassen, damit das Harz ausströme zur Be¬
reitung des Pechs. Ein guter Baum gibt 20, oft 25 Kilo Pech,
und das nimmt der Mensch 3, 4 Jahre hintereinander, indem er
wiederholentlich die tiefe Wunde beibringt, bis dem armen Baume
die Lebenskraft ausgeht und er abstirbt, um dann auf dem Ofen
und Herde des Menschen noch im Feuertode zu nützen. Die Lapp¬
länder wissen sogar die Wurzel sich dienstbar zu machen, indem sie
dieselbe mit Asche in Wasser kochen und Stricke and Körbe daraus
verfertigen. In Schweden wird bei großer Teuerung der markige
Splint des Baumes gegeffen und hat da schon manchen vom Hunger¬
tods gerettet.
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