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Eintritt ins Leben der Arbeit. 
beiden den letzten Rest von Befangenheit. Karen wurde warm vor Glück. Es 
war, als hielte sie etwas in den Händen — ein Ei, kostbar und mit dünner, dünner 
Schale — leise und vorsichtig wollte sie es tragen und doch fest dabei, damit 
kein Schüttern es zerbrach, niemand kam und es ihr wegnahm. ... 
Die Nüsse in der Kleidertasche fielen ihr ein. Sie teilte aus, eine und 
immer noch eine. Jede besonders braune, und eigentlich war jede besonders 
braun, hielt sie hoch und tat, als wenn sie sie nicht geben wollte. Dann 
hängte Heinz sich an ihren Arm und lachte und bat so lange, bis sie nachgab 
und die Nuß als Schweinchen in seine Hand laufen ließ. 
Als Frau Björnsen wiederkam, kroch Heinz mit vorgestrecktem Kopf in 
seine Ecke, und Karen beugte sich mit ernsten Augen über die Fäden. Aber 
an den roten, lebhaften Gesichtern war zu merken, daß die Freundschaft in 
gutem Gange war, und das war es, worauf es der Mutter dem zarten und 
heftigen Kinde gegenüber zuerst ankam. 
Immer freundlich und lebendig, immer bereit zum Suchen und Heraus— 
locken war Karen Heinz gegenüber. Alles ließ sie sich von dem weichen und 
leidenschaftlichen Kinde gefallen, das bald auch seinerseits eine große Anhäng— 
lichkeit für Karen bewies. Ohne Willen und Absicht bildete sich bei ihr eine 
gewisse derbschelmische Art aus — derb, damit sie sich nicht unversehens der 
Weichheit zu schämen hatte — die weniger in Worten als in drolligen kleinen 
Handlungen zum Vorschein kam. Goß sie ihm Milch ein, tat sie erst, als 
gösse sie am Becher vorbei auf den Tisch, ließ den Jungen achselzuckend in 
den leeren Topf sehen, bis dann beide mit Erstaunen entdeckten, daß er noch 
voll war. Beim Waschen waren nicht Nas und Ohren zu reinigen, sondern 
ins Mauseloch zu lauschen wegen der Maus, oder der Schornsteinfeger kam 
mit Besen und schwarzer Leiter und wollte sehen, warum denn das Feuer 
nicht brennen wollte. 
Anfangs nützte Heinz Karens Bereitwilligkeit für alles, was er mochte 
und nicht mochte, gründlich aus. Dann fing jedoch unvermerkt die heimliche 
Gewalt ihres Wesens zu wirken an. Er warf sich nicht mehr auf die Erde, 
wenn ihnm etwas nicht paßte — oder höchstens damit sie ihn als Schubkarren 
bei den Beinen davon fuhr. Er schrie wohl noch gelegentlich „ich will, ich 
will aber nicht“ — mit dem Unterschied jedoch, daß solche Auftritte statt mit 
Zorn und Tränen jetzt mit unbändigem Lachen endeten. Und wenn er lachte, 
hatte sie gewonnenes Spiel, das wußte Karen. 
Sie war stolz darauf, daß Heinz ihr gehorchte und sie lieb hatte und 
mit niemand anderem zu tun haben wollte. Immer gab es etwas, worauf 
man sich freute, immer hatten die beiden irgend ein funkelndes Geheimnis 
miteinander. Karen konnte aus Zeitungspapier wunderliche Ungetüme aus— 
schneiden, mit denen viel mehr anzufangen war als mit den toten Bleisoldaten, 
die Weihnachtsmann und Geburtstagsfrau brachten. Alles wurde lebendig 
unter Karens Händen. Sie zog mit der Hacke einen Kreis auf den Garten— 
weg — das war ein Haus. ÄNfel wurden gesammelt und mit Gras bedeckt 
in einer Baumhöhle versteckt — das war ein Schatz, den sie vor fremden 
Soldaten vergruben. Weiße Schneckenhäuser aus einem Nest von Kletten ver— 
schwanden, und bald darauf sah man einen jungen grauen Vogel, der noch 
ein wenig Schale an den Federn hatte vom Schneckenhaus, aus dem die 
herbstliche Sonne ihn herausgebrütet hatte. Das Schönste aber blieb doch die 
Flasche mit Wasser und zerquetschten Schneebeeren. Wer davon trank, brauchte 
nie zu sterben und konnte verstehen, was die Tiere sagten. Jeder nahm sieben 
große Schlucke, und noch am selben Abend hörten sie, wie die wilde weiße
	        
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