Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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der Reichsacht“ die Stammburg seines Geschlechtes zerstört. Im März 1209 
vard der geächtete Pfalzgraf Otto VII. durch den genannten Erbmarschall des 
Reiches zu Oberndorf nächst Abbach an der Donau getötet. Die Sage erzählt 
einmal, die Steine der gebrochenen Burg seien zur Errichtung der Stadtmauer 
von Aichach verwendet worden, ein andermal, Herzog Ludwig habe aus 
eben dem alten Schloßkirchlein zur Sühne eine Kirche zu Ehren der heiligen 
Jungfrau erbaut. Gewiß aber ist, daß in der Folge zu Wittelsbach wirklich 
eine auf den Namen der Gottesmutter geweihte Kirche bestand, die ein 
Zusammenströmen von Wallfahrern veranlaßte; im Laufe der Zeit erschien die— 
selbe zu klein und mußte vergrößert werden. 
Infolge jenes unglücklichen Ereignisses ging den Wittelsbachern auch die 
baherische Pfalzgrafschaft verloren, welche an den Schwager Herzog Ludwigs, 
den Grafen Rapoto II. von Kraiburg-Ortenburg kam, übrigens mit dessen Sohn 
Rapoto III. ohnehin im Jahre 1247 ganz aufhörte. Neben dem Herzogtume, 
welches unaufhaltsam zur Landeshoheit emporstrebte, hätte dieselbe schwerlich 
ehr bestehen können; zum bloßen Schatten geworden, mußte sie naturgemäß 
verschwinden. 
Nach kaum dreijähriger Regierung sank Otto J., der Aeltere, in das Grab 
(11. Juli 1183), das bei der Bestattung zu Scheiern viele Verwandte und 
andere bayerische Grafen umstanden. Sein Sohn und Nachfolger Ludwig J., 
der Kelheimer, hatte, gestützt durch treffliche Oheime, zwar die Gewalt sich nicht 
nur zu erhalten, sondern sogar durch Erwerbung der „Pfalzgrafschaft bei Rhein⸗ 
September 1214) wesentlich zu vermehren gewußt, aber er war plötzlichem Tode 
durch Meuchlerhand verfallen (15. September 1231). Prachtvoll und unter 
starkem Zuströmen geistlicher und weltlicher Fürsten fand dessen Beisetzung neben 
der Asche seines Vaters statt. Inzwischen war das Geschlecht noch Regenten⸗ 
haus des Kurlandes am Rhein geworden, während Herzog Otto Il. der Er— 
lauchte (1231 1255), auf dem Wege des ersten bayerischen Herzogs aus wittels— 
bachischem Stamme kräftig fortschritt. Bald lagen die Besitzungen der Wittels— 
bacher, die überdies mit den bedeutendsten bayerischen Adelsfamilien verwandt 
und verschwägert waren, über das ganze Herzogtum zerstreut. Auch Otto II. 
uht wie Vater und Großvater zu Scheiern. Schon die beiden erften Nach— 
olger Ottos J. brachten also durch kluge Politik, den Großen des Landes wie 
dem Reichsoberhaupt gegenüber, und durch Ausdehnung der Hausmacht das 
Herzogtum Bayern zu höherer Bedeutung, als es je vorher besaß. Auf neuer 
Grundlage entwickelte sich ein neuer Bau, dessen Festigkeit sich gleich in den 
Kämpfen mit den Staufern während des 13. Jahrhunderts glücklich erprobte, 
und den selbst alle folgenden Familienzwiste wie die späteren weltgeschichtlichen 
Stürme zwar vorübergehend erschüttern, doch nie mehr zerstören konnten. Unter 
steter Vermehrung von Land und Leuten sowie Erhöhung des Titels und 
Ranges — am 25. Februar 1623 wurde Bayern Kurfürstentum, am 1. Januar 
1806 vertauschte es den Kurhut mit der Königskrone — blieb das Herzogtum 
bis zur heutigen Stunde zuerst in der jüngeren, dann nach schließlicher Wieder— 
vereinigung aller fast 550 Jahre getrennten Teile am 30. Dezember 1777, i 
der älteren wittelsbachischen Linie den Nachkommen Ottos J. 
Das ursprünglich aus Holz errichtete Kloster Scheiern ward 1184 von 
Steinen erbaut; der noch vorhandene massive viereckige Kirchturm stammt von 
em Abte Heinrich (1226—1259). Herzog Friedrich (1375-1393), aus der 
Nebenlinie Bayern-Landshut, ließ die für Bayerns älteste Regentengeschichte 
so interessanten Wandmalereien in der sogenannten Fürstenkapelle herstellen.
	        
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