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eredt gewordenen Vogel haben, und die Gebote jagten und überstiegen sich,
aß wohl nie ein Star so teuer bezahlt worden ist. Und der, welcher ihn end⸗
ich erhielt, meinte einen Sieg gewonnen zu haben und trug ihn im Triump
nach Hause, und die andern beneideten ihn. Das war denn auch eine Leichen—
eier von eigentümlicher Art, und gewiß keine der schlechtesten.
Am 13. Oktober 1835, als am Sterbetag des Königs, wurde auf de
esidenzplatze das seinem Andenken von der Stadt München gewidmete Denk
mal enthüllt, zu welchem man am 16. Februar 1824, bei Gelegenheit seine
fünfundzwanzigjährigen Regierungs-Jubiläums, den Grundstein gelegt hatte.
uf einem Thronstuhle sitzend, die Rechte wie zum Segen erhebend über da
ihm so teure Volk, das Haupt kaum merklich vorwärts geneigt, scheint der
innende Blick gleichsam über Stadt und Land zu ruhen. Keinem aufmerksamen
Bewohner Münchens entgeht, wie jährlich zweimal das Monument frischen
lumenschmuck trägt, am 26. Mai, dem Tage der Veröffentlichung der Ver—
assungs-Urkunde und zugleich Vorabend des Geburtsfestes des verklärten
önigs, und am 12. Oktober, dem Namensfeste desselben, das fast mit einem
intritt zusammenfiel.
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Frei nach Karl Theodor Heigel.
Unter den verschiedenen großen Eigenschaften König Ludwigs J. treten
besonders seine echt deutsche Denkart und sein hoher Kunstsinn hervor. Erstere
bethätigte er seit den Tagen, da er als bayerischer Kurprinz auf den Universitäten
zu Landshut und Göttingen (18035 1804) allen Studiengenossen ein Vorbild
regsten Eifers für die Wissenschaften und vaterländischen Wesens war, bis zu
seinem letzten Lebenshauche auf der von ihm so sehr geliebten italienischen Erde
zu Nizza (29. Februar 1868). Als Bayern 1805 veranlaßt war, seiner Politik
eine Richtung zu geben, die vom nationalen Standpunkte sich abwendete, sprach
der Kurprinz nicht nur in Gedichten seinen Unmut aus, sondern verhehlte auch
im Verkehr und vor Zeugen seine deutschen Gefühle keineswegs. Bedenkt man
die persönliche Stellung des Jünglings, so wird man rückhaltslos seine Ueber—
zeugungstreue schätzen und bewundern müssen. Im Spätsommer 1807, während
der schwerste Druck auf Preußen lastete, finden wir Ludwig als bayerischen
Kronprinzen in Berlin, wo er täglich gezwungen war, mit Berthier, Ney und
anderen französischen Marschällen in Berührung zu kommen; und doch verfaßte
er damals das kräftige Gedicht, dessen Eingang lautet:
„Auf, ihr Deutschen, sprengt die Ketten,
die ein Korse euch hat angelegt,
eure Freiheit könnet ihr noch retten,
deutsche Kraft, sie ruhet unbewegt.“
Seine Gattin wählte sich Ludwig ganz unabhängig von dem mächtigen
Einflusse Napoleons J. Als er, dem ausdrücklichen Wunsche seines Vaters
gemäß, 1814 noch nicht die bayerischen Truppen nach Frankreich begleiten
durfte, da klagt er in dem Gedichte: „den bayerischen Schützenmarsch ver—
nehmend“:
„Seh' nach Frankreich Deutschlands Jugend eilen
mit den Fürsten; ich allein muß weilen
thatlos, von dem Heere weit zurück.
Mich, den frühe deutscher Sinn begeistert,
den nicht die Gefahr, nicht Glanz bemeistert,
seh' ich ausgeschlossen von dem Glück.“