Full text: Klasse 9 (zweites Schuljahr) (Teil 1, [Schülerband])

32. Zwei kluge Schwälbchen. 
Georg Paysen Petersen 
Ein Schwalbenpaar hatte sich einst unter dem Dach eines Häus¬ 
chens sein Nest gebaut. Aber gerade, als die jungen Vöglein aus¬ 
gekrochen waren, brannte die Sonne so heiß, daß der Lehm, woraus 
das Nestchen bestand, einen Riß bekam, und die Tierchen auf die 
Erde fielen. Sie hatten sich zum Glück nicht beschädigt, und die 
Leute hoben sie auf, legten sie in ein Körbchen und hängten dieses 
unter das Fensterbrett. 
Es dauerte nicht lange, da kamen die beiden alten Schwalben 
herangeflogen, sahen sich das neue Häuschen ihrer Kinder an und 
sorgten dann weiter für die Kleinen, bis sie flügge waren. Allein 
eins der jungen Schwälbchen flog nicht mit den andern aus, weil 
es noch zu schwach dazu war. Die Eltern merkten bald, daß die 
kalten Ostwinde ihrem Nesthäkchen schadeten, und überdeckten jetzt 
die Ostseite des Korbes mit einem Lehmdache, verstopften alle 
Löcher mit Heu und machten auf diese Weise das Körbchen so 
warm wie ein wirkliches Nest. Dann fuhren sie fort, ihren kleinen 
Schwächling liebevoll zu versorgen, bis er ganz kräftig geworden 
war und selbst ausfliegen konnte. 
Waren das nicht zwei kluge Schwälbchen? 
33. Das Spinnennetz. 
Mathilde Cöster. 
„Da hängt ja noch eine Spinnwebe," sagt die Mutter in strengem 
Tone zur Sophie, „nennst du das Sauberkeit?" Sophie hat die Reini¬ 
gung des Zimmers übernommen und kommt nun beschämt und 
eilig mit dem Stangenbesen, um mit einem Strich das feine Gewebe 
zu entfernen, das die Spinne mit soviel Kunstfertigkeit errichtet 
hat; aber freilich, Spinnweben gehören nicht in eine gute Stube. 
Wenn du aber ein solches Spinnennetz in der Bodenluke findest 
oder am Holzschuppen, dann zerstöre es nicht gleich, sondern sieh 
dir das Kunstwerk einmal genau an, wie fein es gearbeitet ist, 
wie schön es aussieht, wenn früh morgens noch die feinen Tau¬ 
perlen darin hängen. Die Spinne sitzt meist in einem versteckten 
Winkel; bei schönem Wetter aber spannt sie ihr Netz aus und sitzt 
in seiner Mitte, auf Beute lauernd. Kommt dann eine dumme
	        
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