Full text: Klasse 9 (zweites Schuljahr) (Teil 1, [Schülerband])

67. Vom Schnee und Schneeglöckchen. 
Oskar Dähnhardt. 
Als der Herr alles erschaffen hatte, Gras und Kräuter und 
Blumen, und ihnen die schönen Farben gegeben, in denen sie prangen, 
machte er zuletzt auch den Schnee und sagte zu ihm: „Die Farbe 
kannst du dir selbst suchen, du frißt ja so alles!“ — Der Schnee 
ging also zum Gras und sagte: „Gib mir deine grüne Farbe!“ Er 
ging zur Rose und bat um ihr rotes Kleid, dann zum Veilchen 
und dann wieder zur Sonnenblume. Denn er war eitel und wollte 
einen schönen Rock haben. Aber Gras und Blumen lachten ihn 
aus und schickten ihn seines Weges. Da setzte er sich zum Schnee¬ 
glöckchen und sagte betrübt: „Wenn mir niemand eine Farbe gibt, 
so ergeht es mir wie dem Winde, der nur darum so bös ist, weil 
man ihn nicht sieht.“ Da erbarmte sich das Blümchen und sprach 
bescheiden: „Wenn dir mein schlechtes Mäntelchen gefällt, magst 
du es nehmen.“ Und der Schnee nahm es und ist seitdem weiß; 
aber allen Blumen bleibt er feind, nur nicht dem Schneeglöckchen 
68. Frühlmgsglocken. 
Robert Reinick. 
1. Schnee-Glöckchen tut läuten! 
Was hat das zu bedeuten? — 
Ei, gar ein lustig Ding! 
Der Frühling heut geboren ward, 
Ein Kind der allerschönsten Art; 
Zwar liegt es noch im weißen Bett, 
Doch spielt es schon so wundernett. 
Drum kommt, ihr Vögel, aus dem Süd 
Und bringet neue Lieder mit! 
Ihr Quellen all, 
Erwacht im Tal! 
Was soll das lange Zaudern? 
Sollt mit dem Kinde plaudern!
	        
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