Full text: Klasse 8 (drittes Schuljahr) (Teil 2, [Schülerband])

durch die heilige Vätter verdamt und vergraben worden were. Und hette 
der Kaiser im Evangelio, dessen sie sich allenthalben rühmten, nirgends 
wo gelesen, das bergimt4 sey, Frembdes Gut zu nemett,3 und was ein¬ 
mal genommen, mit Gewalt wider der rechten Herrn willen zu behalten, 
und wann man dermaleins das geraubte Gut widerzugeben angesprochen 
würde, alsdann zu sagen, Man könne es mit gutem Gewissen nicht 
widergeben. 
Uber das wunderte sich der Kaiser auch, mit was Künheit sie die 
rechtgläubige Lehr, welcher sich der Kaiser und die andere Reichs-Stände 
nach hielten, vor falsch außschreieu dürfften, Gleich als wenn nicht ein 
grosser Frevel were zu glauben, daß so viel Christliche fromme Kaiser, 
so viel Churfürsteu unnd Fürsten in so viel hundert Jahren geirrt unnd 
die Lehre, die sie betont, nicht recht verstanden hetten. Weil nun dises 
der Warheit gantz und gar nicht ehnltch, So könne auch der Kaiser weder 
ihre Vermessenheit ihm gefallen lassen, noch ihr Thun unnd Fürnemen 
billichen und Gut heissen. . . . 
Als dises im Namen Käis. Majest. ßhnrsiirft Joachim zu Branden¬ 
burg geredet hatte, hat er in seinem und aller Reichs-Stände Namen, 
noch diß hinzu gethan: Es seye ihnen, den Fürsten und Stätten, selbst 
wol bewust, wie fleissig anfänglich die Catholische Fürsten selbst, Hernach 
ihre zum Gespräch unnd Unterrede Verordente mit ihnen gehandelt hetten, 
daß dise Streittig- unnd Uneinigkeiten ausgehoben und das Geliebte 
Vatterland zum guten Vertrauen gebracht werden möchte. Was sie aber 
damit außgerichtet, were ihnen unverborgen. Derwegeu bäte er sie 
widerumb, daß sie den Kaiserlichen Reichs-Abschied annemen und bey sich 
erwegen wolten, wie viel Schadens der gemeinen Christenheit, unnd 
Teutschland bevorab, daher entstehen würde, wann sie sich dazu mit 
keinem bitten bewegen lassen wolten. Würden sie aber solch bitten bey 
sich statt finden lassen, So weren die andere Ständ erbötig unnd geneigt, 
mit aller Dienstbarkeit dasselbe wider zuVerschulden. Wo nicht, so sotten 
sie wissen, daß die andere Churfürsteu, Fürsten unnd Stände des Reichs 
schon beschlossen, mit aller Treu und Untertänigkeit ihrem Käiser Bey- 
stand zu leysten, unnd nicht allein ihr Gut, sondern auch ihr Blut neben 
ihme zuvergiessen. Auch ebner Massen hette der Käiser nicht allein seine 
Königreiche unnd Herrschassten allesampt, sondern auch sein Leib, Blut 
und Seele vor die Christliche Religion unnd ihre und deroselben Lehrer 
unnd Bekenner Gott dem Herrn ergeben. _ Welte auch vons Reichs 
Boden nicht ehe weichen, er hette denn diese Ding in einen besseren 
Standt unnd Ordnung gebracht gesehen. 
Darauff die Lutheraner widernmb mit mehrem geantwort: Sie 
weren dessen gewiß, daß ihre Meynung nicht auff bösen Grund, sondern 
ausf die heilige Schrifft gebauet were, Getraueten ihnen auch, vor dem 
Jüngsten Gericht solchs zu erhärten. Und wunderten sich nicht wenig, 
wie ihnen sürgeworsfen werden möchte, daß sie anderer Lent Gut geraubt 
und dasselbe ihnen noch fürenthielten; Da sie doch nie keinem das feine 
genommen, und des künfftigen Concilii und Kais. Majest. Erkäntüß 
4 erlaubt. 5 bezieht sich auf die Einziehung von Kirchen- und Klostergütern.
	        
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