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dem Lande beim Badeplatz erhebt sich Zelt an Zelt, unzählige
Ainder graben auf dem Meeresgrund mit niedlichen blaken und
Lchaufeln und bauen Festungen, zahllose Badekarren sind teils im
Meere, teils harren sie am Ltrande neuer Badelustiger.
Ls ist kühl am User und ein leichter Regen fällt vom Fimmel.
Gleichwohl eilt man von allen Leiten ins Meer. Ich hatte an¬
gesichts des Wetters nicht vorgehabt zu baden; allein jetzt packt es
mich auch an. Line Aarte samt Badekleid wird geholt, einer der
Aarren, die aus zwei hohen Rädern ein kleines Häuschen tragen,
bestiegen und, von einem kräftigen flandrischen Pferde gezogen, bin
ich bald im Bereiche der Wellen und lasse sie über meinen Leib
ergehen.
Mir schlug die Flut bereits die Welle in meine Aabine, als
ich vom Meere hereinkam, und der pferdelenker hatte schon wieder
eingespannt, um mich näher zum Land zu transportieren. Line
Ltunde später — und das Wasser hatte Zelte und Menschen Hin¬
ausgetrieben. Die Werke der Ainder waren verschwunden und ich
dachte an das Lvangelium vom Bauen auf Land. Auf dem Damm
wandelt jetzt alles hin und her und schaut der Brandung zu, wie
sie sich an der Lteinmauer emporwälzt, während vom Hasen her
Lchiffe auslaufen, um die hohe Lee zu gewinnen.
Ich machte noch einen Lpaziergang nach dem Leuchtturm
hinaus. Dieser ist vom Damm durch den Aanal getrennt, der
Hafen und Meer verbindet. Man muß sich also übersetzen lassen,
um zum „phare" zu gelangen. Lin Leuchtturm am Meere hat
stets etwas Linniges und poetisches. Am Tage imponiert seine
feste Ruhe dem ruhelosen Wogen und Brausen gegenüber und am
Abend wird sein Licht zum Meeresstern, nach dem die Lchisfer sehn¬
süchtig ausschauen in guten und schlimmen Nächten, bei Mondschein
wie im Lturm und Wetter. Der Pharus in Gstende ist ein statt¬
licher Turm und sein Licht soll fünfzehn Ltunden weit sichtbar sein.
Der Himmel lag trüb über dem Meere, so daß ich unterließ, den
Turm zu besteigen. Ltatt dessen trieb ich mich noch einige Zeit
aus den Dünen umher. Das war mir etwas Neues.
Die verworrenen Landhügel mit den blaßgrünen, struppigen
Gräsern, Binsen, Disteln, einsam am Ltrande des Dzeans hin
machen einen ungemein traurigen und doch malerischen Lindruck.
Ls liegt eine eigene Lchwermütigkeit über ihnen und die schönste
Musik unter Hunderten von lachenden Menschen könnte nicht so
wohlig auf mich wirken wie eine Ltunde auf einer Landdüne am
Ufer des Meeres.