Oft schon im Februar sucht die Häsin ein abgelegenes, ruhiges
Plätzchen, kratzt eine flache Mulde ins Ackerland und trägt einige
dürre Halme, etwas Laub und Moos zusammen, nimmt auch wohl
vom eigenen Pelze etwas Wolle dazu. So baut sie eine Art Nest;
Eier legt sie freilich nicht hinein, wie man aus Scherz zur
Osterzeit wohl zu sagen pflegt, sondern bekommt lebendige junge
Häschen, eins bis vier an der Zahl.
Das Lagerplätzchen mit den Jungen versteckt die Häsin sogar
vor dem eigenen Gatten; denn wenn der alte Herr gerade bei übler
Laune ist und ihm ein junges Häschen in den Weg kommt, so erteilt
er ihm Ohrfeigen und Bisse, mehr, als für das kleine Ding gut
sind. Sein Lager sucht überhaupt jeder Hase so sorgsam wie mög¬
lich zu verbergen. Nie läuft er geradeswegs hinein, wie etwa der
Fuchs in seine Höhle, sondern macht in dessen Nähe erst einige
Kreuz- und Quersprünge und zuletzt einen gewaltigen Satz nach
dem Ruheplätzchen.
Die jungen Häschen können gleich sehen, sowie sie zur Welt
kommen, und machen auch die Augen zeitlebens nicht völlig zu,
selbst nicht beim Schlafen. Das ist auch eine Kunst, die nicht
leicht ein anderer dem Hasen nachtut; er müßte denn etwa auch
zu kurze Augenlider haben wie der Hase, die nicht ausreichen, den
Augapfel zu decken. Drei Wochen lang werden die jungen Tier¬
chen von ihrer Mutter gesäugt und gepflegt und begleiten sie bei
ihren Ausgängen. Währenddessen spricht die Häsin mit ihnen durch
eine ganz absonderliche Sprache. Hühner und Gänse rufen ihre
Jungen durch besondere Locktöne, und die viersilbigen Tiere, die
ihre Kleinen ausführen, lassen dann auch bestimmte Rufe hören;
die Häsin hütet sich aber wohl, auf dem Felde viel Lärm zu machen —
sie hat sich eine besondere Sprache erfunden, denn sie gibt ihren
Kleinen Zeichen mit den Ohren. Sollen z. B. die Jungen herbei¬
kommen, so klappt sie die Ohren zusammen; sie spricht die Ohren¬
sprache oder, wie die Jäger sagen würden: die Löffelsprache. Die
jungen Häschen sind aber auch sehr artige Dinger, von denen selbst
ein Menschenkind etwas lernen könnte. Sie folgen ihrer Mutter
schon, wenn sie nur mit den Ohren wackelt.
Nach drei Wochen naschen die Jungen bereits mit vom Klee
und vom Kohl und müssen dann sehen, wie sie sich auf eigene
Faust weiter forthelfen. In demselben Jahre bekommt die alte Häsin