fullscreen: [Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (4. Schuljahr), [Schülerband])

Aber gut war sie darum doch, und der Bub hing an ihr; denn 
über ihre Morgensuppe ging ihm nichts; die war so dick, daß der Löffel 
drin stecken blieb. 
„O, ich kann noch ganz andre Suppe koche,“ behauptete die Alte, 
„aber solang' die Gemeind' so geizig ist und kein ordentliches Kostgeld 
für dich zahlt, mach' ich ihr gewiß nit den Narr, so gern ich dir auch 
was zulieb' tät.“ 
der Bub fand das in der Ordnung und fühlte sich der Großmutter 
für diese Worte um so mehr verpflichtet, als außer ihr noch nie ein 
Mensch den Wunsch gegen ihn geäußert, er möchte ihm gern etwas 
zuliebe tun. 
Aber das Leben des Kuhhirten sollte eines Tages seinem dunklen 
Los der Nichtbeachtung entrissen werden. 
Es war im letzten Sommer, als dem kleinen Dorf an der Alb— 
straße große Ehre widerfuhr. Das badische Sürstenpaar hatte der Ge⸗ 
meinde ein Kirchlein bauen lassen, und nun kamen die herrschaften selbst 
von St. Blasien herübergefahren, um das Werk ihres Baumeisters in 
Augenschein zu nehmen. Böllerschüsse ertönten, und es war alles ge— 
schehen, den Empfang der hohen Gäste so würdig wie möglich zu ge— 
stalten. 
Am andern Morgen in der Frühe blieb der hirt, ganz gegen seine 
Gewohnheit, mit emporgezogenen Armen und weit aufgerissenen Augen 
auf seinem Strohsack sitzen, statt wie sonst, sobald es tagte, das ihm 
in der dunklen Ecke der Küche angewiesene Lager zu verlassen. 
Was ging ihm aber auch alles im Kopfe herum; war doch der 
gestrige Tag der ereignisreichste seines Lebens gewesen. 
„Bub,“ hatte der Bürgermeister vor der Ankunft der herrschaften 
zu ihm gesagt, „du stehst an der Brück', und wenn der Landesvater 
kommt, ziehst 's Hütle, bleibst aber fest an deinem Platz, denn du bist 
der Hhirt und gehörst zum Vieh —“ 
Und er hatte es befolgt; dicht an der Brücke hatte er sich auf— 
gestellt, seiner herde zugewandt, die ihren Weidplatz neben der zwischen 
Steinblöcken und Geröll einherfließenden Alb hatte. 
Und so, mit dem Rücken gegen die Straße, war er auch beim 
herannahen des Zuges stehengeblieben, hatte den Filz vom Kopf ge⸗ 
rissen und mit weithinschallender Stimme den Landesvater leben lassen; 
sodann hatte er in ein uraltes, längst ausgedientes Horn hineingeblasen, 
das so gräßliche Töne von sich gab, daß ein paar Ziegen in hellem 
ssschreck über die umherliegenden Steinblöcke setzten. 
Der Landesfürst aber hatte dem eifrig drauflos blasenden Buben 
unter herzlichem Lachen auf die Schulter geklopft; dieser war jedoch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.