Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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viel hatte, daß es keine mehr tragen kannte, fiel ihm die Großmutter wieder 
ein, und es machte fich auf den Weg zu ihr. Wie es ankam, stund die 
Thüre auf, darüber verwunderte es sich, und als es in die Stube kam, sahs 
so seltsam darin aus, daß es dachte: Ei! du mein Gott, wie ängstlich wird 
mirs heute zu Muth, und bin sonst so gern bei der Großmutter. Drauf 
gieng es zum Bett und zog die Vorhänge zurück, da lag die Großmutter und 
hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt, und sah so wunderlich aus. .Ei 
Großmutter, was hast du für große Ohren!' — .Daß ich dich beßer hören 
kann.' — ,Ei Großmutter, was hast du für große Augen!' — .Daß ich dich 
beßer sehen kann.' — .Ei Großmutter, was hast du für große Hände!' — 
.Daß ich dich beßer packen kann!' — .Aber Großmutter, was hast du für 
ein entsetzlich großes Maul!' — .Daß ich dich beßer fteßen kann!' Und wie 
der Wolf das gesagt hatte, sprang er aus dem Bette und auf das arme 
Rothkäppchen, und verschlang es. 
Wie der Wolf den fetten Bißen im Leibe hatte, legte er sich wieder ins 
Bett, schlief ein, und fieng an überlaut zu schnarchen. Der Jäger gieng eben 
vorbei und dachte bei sich: Wie kann die alte Frau so schnarchen, du mußt 
einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die Stube, und wie er 
vors Bett kam, so lag der Wolf darin, den er lange gesucht hatte. Nun wollt 
er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein: vielleicht hat er die Großmutter ge- 
freßen, und ich kann sie noch erretten, und schoß nicht, sondern nahm eine Scheere 
und schnitt dem schlafenden Wolf den Bauch auf. Wie er ein paar Schnitte ge¬ 
than, da sah er das rothe Käppchen leuchten, und wie er noch ein wenig geschnit¬ 
ten, da sprang das Mädchen heraus und ries: .Ach, wie war ich erschrocken! was 
wars so dunkel in dem Wolf seinem Leib!' und dann kam die Großmutter 
auch lebendig heraus. Rothkäppchen hatte aber große schwere Steine, damit 
füllte sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, wollte er fortspringen, 
aber die Steine waren so schwer, daß er gleich niedersank und sich todt fiel. 
Da waren alle drei vergnügt, der Jäger nahm den Pelz vom Wolf, die 
Großmutter aß den Kuchen und ttank den Wein, den Rothkäppchen gebracht 
hatte, und Rothkäppchen dachte bei sich: Du willst dein Lebtag nicht wieder 
allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn dirs die Mutter verboten hat. 
15». 
Das Ö Hirn lein. 
(Won Göthe.) 
^Ch gieng im Walde 
so für mich hin, 
2m Schatten sah ich 
ein Blümlein stehn, 
Und nichts zu suchen 
das war mein Sinn. 
Wie Sterne leuchten^, 
wie Äuglein schön.
	        
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