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Bruder Johann und König Philipp August von Frankreich
benutzen, um die Besitzungen auf dem Festlande unter sich zu
theilen. Daher nach Richard's endlicher Befreiung (1194)
erneuter Krieg mit Frankreich. Doch ward jener, als er einen
seiner Vasallen in seinem Schlosse in der Normandie umlagerte,
durch einen Bogenschützen schon 1199 tödtlich verwundet.
8. 141.
Johann ohne Land. Entwickelung der englischen Verfassung.
1) Johann ohne Land *) (1199 — 1216), Ni ch ard's
schwacher und lasterhafter Bruder und Nachfolger, war fortwäh¬
rend in Fehden mit Frankreich und mit den aufstrebenden Baro¬
nen begriffen. Folgenreich ward der Streit, in den Johann
wegen der Wahl eines Erzbischofs von Canterbury mit Jnno-
cenz 111. gerieth. Als nämlich bei einer zwiespältigen Wahl für
diese erste Kirchenwürde Englands der Papst die Erhebung des
Cardinals Stephan Langton auf den Erzstuhl von Canterbury
bewirkte, widersetzte sich König Johann, der seine Rechte verletzt
glaubte, beuahm sich aber hierbei höchst willkürlich und grausam.
Vergebens warnte Jnnocenz III. Nach länger« Verhandlungen
belegte der Papst England mit dem Juterdicte (1208) und erklärte
den gebannten König der Krone für verlustig (1211), als dieser
die Geistlichen, welche sich weigerten, Gottesdienst zu hatten, durch
bewaffnete Schaaren vertreiben ließ. Die Unterthanen wurden
des Eides der Treue entbunden und der König von Frankreich
zur Vollstreckung des Bannes eingeladen. Als zu gleicher Zeit
auch die Barone gegen Johann auftraten, so unterwarf sich die¬
ser gänzlich dem römischen Stuhle und nahm sogar England von
dem Papste zu Lehen. Philipp August setzte indeß den Krieg
fort und schlug Johann und dessen Verbündeten, den Kaiser
Otto IV., bei Borines in Flandern (1214).
2) Zu gleicher Zeit wurde König Johann von dem aufge¬
standenen Adel und Clerus gezwungen, den großen Freiheitsbrief
(die Magna Charta libertatum) zu unterzeichnen (19. Juni
1215). Es wurden darin der Geistlichkeit Freiheit der Wahlen
und den Lehnsträgern Ermäßigung der Lebnsgebühren zugesichert;
ferner ward versprochen, daß ohne ihre Bewilligung keine Aufla¬
gen gemacht, den Städten keine willkürliche Zölle auferlegt und
kein freier Mann, es geschehe denn durch ein Gericht von seines
Gleichen, verurtheilt werden solle. Die Magna Charta ward
die Grundlage der unter fortwährenden Kämpfen mehr und mehr
sich erweiternden Freiheiten des englischen Volkes. Schon unter
seinem Sohne
3) Heinrich 111. (1216—1272) ward die Magna Charta
mehrmals verletzt, von neuem bestätigt und zuletzt wesentlich er¬
weitert. Die Verschwendungen dieses Königs, seine Begünstigung