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stelle. Jede Wabe hat auf der Vorder- wie auf der Hinterfläche sechs¬
seitige Zellen, die etwas fchief nach aufwärts stehen. Eine Wabe mit
etwa 4000 Zellen kann in 24 Stunden fertig gestellt werden. Das
Wachs derselben ist anfangs rein weiß. Wird sie mit Blumenstaub
oder Honig gefüllt, so wird es gelb, braun, nach langer Zeit sogar
schwarz. Zu dieser Färbung tragen auch die Ausdünstungen der Bienen
bei. Hinter der ersten Wabe wird eine zweite gebaut und so fort, so
daß zwischen zwei Waben eben noch Raum zu freier Bewegung bleibt.
Die Zellen werden teils mit Honig, teils mit Blütenstaub gefüllt oder
zu Brutzellen bestimmt. Die gefüllten Honigzellen werden mit Wachs
eingedeckelt; darauf läßt die Biene aus ihrem Wehrstachel ein Tröpfchen
Ameisensäure zu dem Honig fließen und verhindert dadurch, daß der¬
selbe in Gärung übergeht.
3. Es werden dreierlei Brntzellen hergestellt: kleine in großer
Menge für die Arbeiterbrut, einige hundert größere für die
Drohnenbrut und einige große krugförmige für die Königinnen. Die
Königin legt in die Brntzelle ein Ei; aus diesem kriecht nach drei
Tagen eine Made. Diese wird von den Arbeitern mit einem Brei
aus Honig, Blütenstaub und Wasser gefüttert. Nach fünf Tagen wird
die Zelle mit einem Deckel versehen, und die eingeschlossene Made ver¬
puppt sich. Drvhnenbrut ruht fünfzehn Tage als Puppe, Arbeiterbrut
elf Tage, Königinnenbrut acht Tage. Arbeiterlarven können bis kurz
vor ihrer Verpuppung zu Königinnen erzogen werden, wenn sie in
königliche Zellen gebracht und mit königlichem Futter versehen werden.
Auf die eingedeckelten Brutzellen setzen sich die Bienen in großem
Schwarme und halten sie warm. Ist eine Biene ausgekrochen, so
beißt sie den Deckel ihrer Wiege ab, kommt heraus, wird von ihren
Pflegern geleckt und gefüttert, und die verlassene Wiege wird sofort
von einer Arbeiterin gesäubert, ausgebessert und kann wieder mit einem
Ei belegt werden. Die junge Biene ist zur Arbeit noch nicht sofort
geschickt; ihr Körper ist weich und bedarf noch der Pflege; erst nach
zwei Tagen nimmt sie an den häuslichen Arbeiten teil, hilft Futter
bereiten, Larven füttern, Waben bauen, reinigen und lüften. Später
hat sie Wache zu halten, und erst nach zehn Tagen fliegt sie aus.
4. Die Biene kann Kälte nicht vertragen; 10 o C über
Null will sie wenigstens haben. Im Winter drängen sich alle
Bewohner des Stockes auf einen Haufen, um sich warm zu
halten, zehren von den im Sommer aufgehäuften Vorräten,
kommen an recht warmen Wintertagen wohl auch heraus, um sich zu
entleeren und zu trinken. Ist der Winter glücklich überstanden, so ist