Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

1 
lommen die Schnitter, so ruft sie ganz keck: 
tritt mich nicht! tritt mich nicht! 
liegend zur Erde gestreckt; 
Flieht von geschnittenen Feldern hindann, 
weil sie sich nirgend verbergen mehr kann, 
klaget: Ich finde kein Körnlein darin, 
Ist mir leid! ist mir leid! 
flieht zu den Saaten dahin. 
Ist nun das Schneiden der Früchte vorbei, 
harte Zeit! harte Zeit! 
schon kommt der Winter herbei, 
Hebt sich zum Lande zu wandern nun fort 
hin zu dem andern weit fröhlichern Ort, 
wünschet indessen dem Lande noch an: 
Hüt dich Gott! hüt dich Gott! 
fliehet in Frieden bergan. 
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Gottes Treue. 
GVon Joh. Friedrich v. Meyer.) 
Es zeucht einher ein Wetter 
und rasselt am starken Baum: 
Zur Erde sinken wohl Blätter, 
doch eisern steht der Baum. 
Des Höchsten ewige Treue 
steht fester denn Fels und Turm 
Und grünt und blühet aufs neue 
und trotzt dem rasenden Sturm. 
Es steht im Meer ein Felsen, 
die Wellen kreisen herum: 
Die Wellen brausen am Felsen, 
doch fällt der Fels nicht um. 
Ein Turm ragt überm Berge 
und schaut in das Thal hinab: 
Die Winde rasen am Berge, 
doch fällt kein Stein herab. 
. 
Das Lächeln im Tode. 
Won Christoph v. Schmid. Lehrreiche kleine Erzählungen für Kinder. Rotweil. Nr. 99.) 
EdJn frommer Greis war dem Tode nahe, und seine Kinder und Enkel 
stunden um sein Sterbebett. Er schien jetzt zu schlafen und lächelte dreimal mit 
geschlossenen Augen. Als er die Augen wieder öffnete, fragte einer seiner Söhne, 
warum er denn dreimal gelächelt habe? 
Der fromme Greis sagte: „Das erste Mal gingen alle Freuden meines 
Lebens vor mir vorüber — und ich mußte lächeln, daß die Menschen dergleichen 
Seifenblasen für etwas Wichtiges ansehen können.“ 
„Das zweite Mal erinnerte ich mich an alle Leiden meines Lebens — und 
freute mich, daß sie nun für mich ihre Dornen verloren haben, und daß die 
Zeit da ist, wo sie mir Rosen bringen werden.“ 
„Das dritte Mal gedachte ich des Todes, und mußte lächeln, daß die 
Menschen diesen Engel Gottes, der sie von allen Leiden befreien und sie in die 
Wohnungen ewiger Freuden einführen will, so gar fürchten und scheuen können.“ 
Wer sich befleißt, hier fromm zu leben, 
dem wird Gott dort den Himmel geben. 
47. 
Die Rache. 
(Von Ludwig Uhland.) 
DeEr Knecht hat erstochen den edeln Herrn, 
der Knecht wär selber ein Ritter gern. 
Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain 
und den Leib versenket im tiefen Rhein.
	        
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