3. Ihm nahe lag ein frommes
Buch,
Das stets der Junker bei sich trug
Am Degenknauf.
Ein Grenadier von Bevern fand
Den kleinen, erdbeschmutzten Band
Und hob ihn auf.
4. Und brachte heim mit schnellem
Suß
Dem Vater diesen letzten Gruß,
Der klang nicht froh.
Dann schrieb hinein die Zitterhand:
„Kolin. Mein Sohn verscharrt im
Sand.
Wer weiß, wo.“
5. Und der gesungen dieses Lied
Und der es liest, im Leben zieht
Noch frisch und froh.
Doch einst bin ich und bist auch du
Verscharrt im Sand zur ew'gen Kuh',
Wer weiß, wo.
Detlev von Liliencron.
294. Cod in Ahren.
1. Im Weizenfeld, in Korn und
Mohn,
Liegt ein Soldat, unaufgefunden,
zwei Tage schon, zwei Nächte schon,
Mit schweren Wunden, unverbunden.
2. Durstüberquält und fieberwild,
Im Todeskampf den Kopf erhoben.
Ein letzter Traum, ein letztes Bild;
Sein brechend Auge schlägt nach oben.
IXT
3. Die Sense sirrt im ährenfeld,
Er sieht sein Dorf im Abendfrieden:
sAde, ade, du heimatwelt
Und beugt das Haupt und ist ver—
schieden.
Detlev von Liliencron.
295. Fürs Vaterland.
1. Die kleine Kirchenglocke klingt,
Zu Grab man ein altes Mütterlein bringt.
2. Gottlob, daß sie endlich ging zur Rast!
Sie war der Gemeinde schon lange zur Last.
3. Ihr Leben war doch nur Kummer und Gram,
Seitdem der Krieg ihr die Söhne nahm.
4. Sie waren beide ins Feld gerückt;
Nur einer kehrt' heim, mit dem Kreuz geschmückt.
5. In siecher Brust den Tod er trug:
Bei seinem Begräbnis, das war ein Zug!
6. Da strömte das ganze Dorf herbei,
Da folgten sie alle in endloser Reih.
7. Der Sarg mit Blumen überstreut,
Von allen Kirchenglocken Geläut',
8. Die Trommel gewirbelt, die Fahne geschwenkt,
Drei Schüsse — so ward er ins Grab gesenkt.