Full text: [Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 2 = (4. und 5. Schuljahr), [Schülerband])

39 1 1 1 
Um sich aus dieser drückenden Lage zu befreien, rotteten sich die 
Bauern um das Jahr 1490 in der Gegend von Schlettstadt zusammen, 
hingen an die Spitze ihrer Fahnenstange einen geschnürten Bauernschuh 
GBundschuh) und versammelten sich nächtlicher Weile in den dichten Wal— 
dungen am Fuße des Ungersberges bei Barr. Allein die Sache kam an 
den Tag, und die Rädelsführer wurden hingerichtet. 
In hellen Flammen brach der Aufstand im Jahre 1525 aus. Im 
Sundgau plünderten und verbrannten die Bauern Schlösser und Klöster, 
nahmen die Städte Sulz, Thann und Gebweiler ein und ließen vom 
Rauben und Brennen erst ab, als in einem Kampf bei Illzach viele um— 
gekommen waren und der oberelsässische Adel sich ernstlich gegen sie rüstete. 
— Ebenso schlimm ging es im Unterelsaß zu, wo Bauernhaufen sich fast 
in allen Gegenden des Landes zusammenrotteten. Am blutigsten wurde 
im Zorntal und am Eingange des Lebertales gekämpft. 
Unter der Anführung des Erasmus Gerber von Molsheim nahmen 
die aufständischen Bauern Zabern ein, den Wohnsitz des Straßburger 
Bischofs. Dieser wandte sich mit den Ratsherren von Straßburg an den 
herzog Anton von Lothringen um hilfe. Da der Lothringer auch in 
seinem Lande einen Aufstand fürchtete, wenn die Bauern gewönnen, so 
kam er gerne und besetzte die Burg Hohbarr bei Zabern. Darauf belagerte 
er das Städtchen selbst, und als 4000 Bauern zum Entsatze heraneilten, 
griff er sie bei dem Dorfe Cupstein an und machte sie trotz heldenmütiger 
Verteidigung bis auf den letzten Mann nieder. Als er darauf Kanonen 
gegen Zabern richtete, mußte sich Gerber ergeben; die Bauern legten die 
Waffen nieder und verließen die Stadt. Während sie zwischen den Reihen 
der Lothringer hindurchzogen, entstand Streit zwischen einem Bauern und 
einem Soldaten. Da erscholl plötzlich das Wort: „Schlagt drauf! Der 
herzog erlaubt's.“ Das war das Zeichen zum hinmorden der wehrlosen 
Bauern. Zwanzigtausend Tote zählte man, als das Gemetzel zu Ende war. 
Darauf wandten sich die Lothringer südwärts, zogen über Maurs— 
münster, Molsheim und Barr und wollten durch das Lebertal in ihre 
heimat zurück. Da kam ihnen die Nachricht zu, daß bei Scherweiler 
10000 Bauern ständen und neue haufen zuzögen. Sofort griffen die Loth— 
ringer an und siegten in einer blutigen Schlacht, in der fast alle Bauern 
umkamen. Damit endigte der Bauernaufstand im Elsaß. 
Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 
16. Wie Straßburg verloren ging. 
Es war in der Nacht zum 28. September 1681. Die alte deutsche 
Reichsstadt am Rhein lag in mildem Mondlicht und tiefem Schlummer. 
Der Wächter auf der Plattform des Münsters lehnte behaglich am Geländer 
und sah in die stille Nacht; ein Nachtwächter stieß ins horn und sang mit 
schläfriger Stimme die Stunde ab. Es war zwei Uhr morgens. 
—9*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.