Full text: (Für das 2. und 3. Schuljahr) (Band 1, [Schülerband])

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schwand bald die Fettwamme vom Halse, und durch das struppige 
Fell schauten alle Nippen hindurch. Manch starker Ochse legte sich 
todmüde auf den Schnee und ward endlich eine Speise der Raubtiere. 
3. Jetzt muß allerdings das Rind arbeiten. Die Kuh muß den 
Pflug und die Egge ziehen, der Ochse den Wagen. Aber was 
schadet es? Es ist für den starken Burschen immer besser, er schafft 
etwas Nützliches, als daß er sich den ganzen Tag mit seinen Ver¬ 
wandten herumstößt, wohl auch dabei die Hörner, ja das Leben 
verliert. Zum Lohne für die Arbeit baut der Landmann dem 
lieben Vieh weite, breite Felder mit den schönsten Gräsern und 
Kräutern an. Dort können die Kühe den Tag über weiden und 
nach genommener Mahlzeit sich ohne Sorge zur Verdauung nieder¬ 
legen. Der Hirte wacht über sie. Zur Nachtzeit oder beim Un¬ 
wetter ist das Rindvieh im sichern Stalle und merkt kaum etwas 
davon, was draußen vorgeht. Deckt der Schnee das ganze Gefilde, 
und heult der grimmige Sturm über die Giebel, so hat das Rind 
im warmen Stalle die Krippe voll prächtigen Heues. 
4. Wenn ehedem das wilde Rind von einer Krankheit befallen 
wurde, so war es verloren. Seine Gefährten konnten ihm nicht 
helfen. Wie viel besser wird heutzutage für dasselbe gesorgt! 
Kaum ist ein Kälbchen geboren, so ist Freude im ganzen Hause. 
Wie wird es von dem Bauern gepflegt und gefüttert, wie von den 
Kindern gehätschelt! Wird ein Stück Vieh krank, so ist der Land¬ 
mann schnell bei der Hand, durch allerlei Hausmittel oder die 
Arzneien des Tierarztes zu helfen. So ist schon manches arme 
Geschöpf durch die Hand des Menschen vom Tode gerettet worden. 
Am Ende schlachtet freilich der Metzger alle miteinander, Ochsen, 
Kühe und Kälber. Sie wandern sämtlich zur Küche in Töpfe und 
Keffel, das Fell zum Gerber und Schuster. Aber von jeher ist ein 
gewaltsamer Tod das Schicksal des Rindes gewesen. Selten ist 
wohl von dem wilden Vieh ein Stück eines natürlichen Todes, 
an Altersschwäche gestorben. Die meisten fielen schon in frühester 
Jugend durch Ungunst des Wetters und durch den Hunger im 
Winter. Andere wurden von den wilden Raubtieren, Wölfen und 
Bären, zerriffen. Wagner. 
206. Das Milchmädchen. 
Ein Bauernmädchen ging mit einer Gelte voll Milch auf 
ihrem Kopf in die nächste Stadt und überrechnete unterwegs, wie
	        
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