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aber sein Auge konnte das Licht der Sonne nicht ertragen. Mich
blendet der Glanz der Hellen Mittagssonne! rief er aus. — Die
Sonne, nahm Rabbi Josua das Wort, ist nur ein Werk des un¬
sichtbaren Gottes. Dein Auge ist zu schwach, um eines seiner
Werke anzuschauen, und du willst den Schöpfer dieser Sonne,
den Schöpfer des ganzen Erdballs, die Majestät des lebendigen
Gottes sehen? Gott ist allgegenwärtig, aber der Anblick seiner
strahlenden Majestät würde uns vernichten. Bücheler. Leseb.
271. Die Höhe des Himmels.
1. Wie hoch mag wohl der Himmel sein?
Das will ich dir gleich sagen:
Wenn du schnell wie ein Vögelein
die Flügel könntest schlagen,
und flögest auf und immer auf
in jene blaue Ferne,
und kämest endlich gar hinauf
zu einem schönen Sterne,
und fragtest dort ein Engelein:
2. Wie hoch mag wohl der Himmel sein?
Dann sei gewiß, das Englein spricht:
Mein Kind, das weiß ich selber nicht;
doch frag’ einmal dort drüben an,
ob jener Stern dir’s sagen kann!
Du brauchst indes nicht sehr zu eilen,
es sind nur hunderttausend Meilen.
3. Und flögst du nun zum Sternlein dort,
man sagt dir doch dasselbe Wort.
Und flögst du weiter fort und fort,
von Stern zu Stern, von Ort zu Ort,
es weiß doch niemand dir zu sagen,
du wirst doch stets vergeblich fragen:
Wie hoch mag wohl der Himmel sein?
Denn, Kind, das weiß nur Gott allein. Löwenstein.
272. Gottes Lob.
1. Kein Tierlein ist auf Erden dir, lieber Gott, zu klein, du
ließest sie alle werden, und alle sind sie dein.