§ 37: Kaiser Siegmund 1410 bis 1437.
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§ 37. Kaiser Siegmund 1410 bis 1437.
Nach Ruprechts Tod war die Lage des Reiches so bedenk¬
lich, daß ein Teil der Kurfürsten es über sich gewann, von der
bisherigen Übung abzugehen und einem von Haus aus mächtigen
Fürsten, nämlich Siegmund, dem jüngeren Bruder Wenzels, die
Stimme zu geben. Da indes einige andere Kurfürsten Sieg¬
munds Yetter, den Markgrafen Jost von Mähren1) zum König
wählten und Wenzel noch immer seine Ansprüche auf die
Krone aufrecht erhielt, so hatte das Reich ebenso, wie gleich¬
zeitig die Kirche2), drei Oberhäupter.
Zum Glück starb Jost schon im Jahre 1411, worauf Mähren
wieder mit Böhmen vereinigt ward, und so fand Siegmund,
nachdem er sich mit seinem Bruder gütlich verständigt hatte,
allgemeine Anerkennung. Er war ein hochbegabter Fürst, aber
dem Lebensgenuß bis zum Leichtsinn ergeben. Von seinem
Vater war ihm die Kurmark Brandenburg zugefallen; in¬
folge seiner schon früh erfolgten Vermählung mit Maria,
der Erbtochter des Königs von Ungarn, war er seit dem
Jahre 1387 auch Herr über dieses Land.
I. Überblick über die Reichsgeschichte zur Zeit
König Siegmunds.
Des neuen Königs harrten zahlreiche und schwierige Auf¬
gaben. In Böhmen gärte es in kirchlicher und politischer
Beziehung. Die abendländische Christenheit sehnte sich nach
Beilegung des Schismas und Befreiung von der Türken¬
gefahr3). Die Mängel der Reichsverfassung erheischten
dringend eine Reform. Alle diese Aufgaben hat Siegmund
zu lösen unternommen, aber nur die Beilegung der husitischen
Unruhen in Böhmen hat er durchgeführt.
Von hervorragender Bedeutung durch ihre Folgen wurde
die Übertragung der Kurmark Brandenburg 1415 auf
die Hohenzollern. Schon im Jahr 1411 hatte Siegmund den
>) Vgl. Seite 173, Anmerkung 1. Mähren, seit 1034 fast ununter¬
brochen ein Teil des böhmischen Reiches, war 1349 als böhmisches Lehen
an einen Bruder Karls IV. gekommen.
-) Vgl. eite 183.
;1) Vgl. Seite 194.
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