Novelle.
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hat, daß man nur mit Not daran vorbeidringen kann, um die Zinne, der un—
begrenzten Aussicht wegen, zu besteigen. Aber auch hier verweilt man bequem
im Schatten, denn dieser Baum ist es, der sich über das Ganze wunderbar hoch
in die Luft hebt.
Danken wir also dem wackern Künstler, der uns so löblich in verschiedenen
Vildern von allem überzeugt, als wenn wir gegenwärtig wären; er hat die
schönsten Stunden des Tages und der Jahrszeit dazu angewendet und sich
wochenlang um diese Gegenstände herumbewegt. In dieser Ecke ist für ihn und
den Wächter, den wir ihm zugegeben, eine kleine angenehme Wohnung einge—
richtet. Sie sollten nicht glauben, meine Beste, welch eine schöne Aus- und
Ansicht er ins Land, in Hof und Gemäuer sich dort bereitet hat. Nun aber,
da alles so rein und charakteristisch umrissen ist, wird er es hier unten mit
Vequemlichkeit ausführen. Wir wollen mit diesen Bildern unsern Gartensaal
zieren, und niemand soll über unsere regelmäßigen Parterre, Lauben und schattigen
Gänge seine Augen spielen lassen, der nicht wünschte, sich dort oben in dem
wirklichen Anschauen des Alten und Neuen, des Starren, Unnachgiebigen, Un—
zerstörlichen, und des Frischen, Schmiegsamen, Unwiderstehlichen seine Betrach—
tungen anzustellen.
Honorio trat ein und meldete, die Pferde seien vorgeführt; da sagte die
Fürstin, zum Oheim gewendet: Reiten wir hinauf und lassen Sie mich in der
Virklichkeit sehen, was Sie mir hier im Bilde zeigten. Seit ich hier bin, hör
ich von diesem Unternehmen und werde jetzt erst recht verlangend, mit Augen
zu sehen, was mir in der Erzählung unmöglich schien und in der Nachbildung
unwahrscheinlich bleibt. — Noch nicht, meine Liebe, versetzte der Fürst; was
Sie hier sahen, ist, was es werden kann und wird; jetzt stockt noch manches im
Beginnen; die Kunst muß erst vollenden, wenn sie sich vor der Natur nicht
schämen soll. — Und so reiten wir wenigstens hinaufwärts, und wär es nur
bis an den Fuß; ich habe große Lust, mich heute weit in der Welt umzusehen.
Ganzʒ nach Ihrem Willen, versetzte der Fürst. — Lassen Sie uns aber
durch die Stadt reiten, fuhr die Dame fort, über den großen Marktplatz, wo
eine zahllose Menge von Buden die Gestalt einer kleinen Stadt, eines Feld—
lagers angenommen jat. Es ist, als wären die Bedürfnisse und Beschäftigungen
sämtlicher Familien des Landes umher, nach außen gekehrt, in diesem Mittel⸗
punkt versammelt, an das Tageslicht gebracht worden; denn hier sieht der auf—
merksame Beobachter alles, was der Mensch leistet und bedarf; man bildet sich
einen Augenblick ein, es sei kein Geld nötig, jedes Geschäft könne hier durch
Tausch abgethan werden; und so ist es auch im Grunde. Seitdem der Fürst
sestern mir Anlaß zu diesen Übersichten gegeben, ist es mir gar angenehm zu
denken, wie hier, wo Gebirg und flaches Land an einander grenzen, beide so
deutlich aussprechen, was sie brauchen und was sie wünschen. Wie nun der
Hochländer das Holz seiner Wälder in hundert Formen umzubilden weiß, das
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