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Robert Reinick.
Robert Reinick.
1805—1852.
70. Sonntagsfrühe.
Äus den Tälern hör' ich schallen
Glockentöne, Festgesänge;
Lelle Sonnenblicke sollen
Durch die dunkeln Buchengänge;
Limmel ist von Glanz umflossen,
Leil'ger Friede rings ergossen.
Durch die Felder still beglücket
Ziehen Menschen allerwegen;
Frohen Kindern gleich geschmücket,
Gehn dem Vater sie entgegen,
Der aus goldner Saaten Wogen
Segnend kommt durchs Land gezogen.
Wie die Blumen festlich blühen!
Wie so sromm die Bäume rauschen!
Eine Lerche seh' ich ziehen,
Ihren Liedern muß ich lauschen;
Alle streben Gott zu dienen,
And ich bete still mit ihnen.
71. Sonntags am Rhein.
Äes Sonntags in der Morgenstund',
Wie wandert's sich so schön
Am Rhein, wenn rings in weiter Rund'
Die MorgenglockeN gehn!
Ein Schifflein zieht auf blauer Flut,
Da singt's und jubelt's drein;
Du Schifflein, gelt, das fährt sich gut
In all die Lust hinein?
Vom Dorfe hallet Orgelton,
Es tönt ein frommes Lied,
Andächtig dort die Prozession
Aus der Kapelle zieht.