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Viktor von Scheffel.
Auf dunkeln Wasserpfaden
Tanzt spielend leicht ein Schiff,
Es klingt ein fremdes Singen
Leran zum Felsenriff:
„O, wenn ich doch am Rheine
Bei meiner Liebsten wär',
O Leimat, alte Leimat,
Wie machst das Lerz du schwer!"
b) Sinnen und Handeln.
Willst die Welt du klar erschauen,
Schaue erst, was vor dir liegt,
Wie aus Stoffen und aus Kräften
Sich ein Bau zusammenfügt.
Laß die Starrheit des Geword'nen
Künden, was belebend treibt;
In dem Wechsel der Erscheinung
Ahne das, was ewig bleibt.
Aus dem Dünkel eignen Meinens
Nie entkeimt die frische Saat,
Im Nachdenken nur erschwingt sich
Menschengeist zur Schöpfertat.
e) Einsam wandle deine Bahnen.
Einsam wandle deine Bahnen,
Stilles Lerz, und unverzagt!
Viel erkennen, vieles ahnen
Wirst du, was dir keiner sagt.
Wo in stürmischem Gedränge
Kleines Volk um Kleines schreit,
Da erlauschest du Gesänge,
Siehst die Welt du groß und weit.
Andern laß den Staub der Straße,
Deinen Geist halt frisch und blank,
Spiegel sei er, wie die Meerflut
Drin die Sonne niedersank.