Full text: Deutsche Gedichte für die Mittel- und Oberstufe höherer Mädchenschulen

Paul Leyse. 
175 
Im Laus da ist ein Zimmer, 
So luftig hoch, so blank und rein. 
Was nur an Sonnenschimmer 
Ums Lauschen streifte, drang hinein. 
Wie lustig klang 
Dort Kindersang, 
Kein Winkel war von Spielen leer; 
Dort fand ich Rast 
Nach Tageslast — 
Nun öffn' ich seine Tür nicht mehr. 
Im Laus erklang ein Name 
Von allen Lippen fort und fort, 
Der hatte wundersame 
Gewalt, schier wie ein Zauberwort. 
Auf jedem Mund 
Ein Lächeln stund, 
Als ob's des Frühlings Name wär' — 
Jetzt geht er stumm 
Gespenstig um. 
Und wer ihn ausspricht, lacht nicht mehr. 
136. Im Walde. 
Waldesnacht, du wunderkühle, 
Die ich tausend Male grüß', 
Nach dem lauten Weltgewühle, 
O, wie ist dein Rauschen süß! 
Träumerisch die müden Glieder 
Streck' ich weich ins Moos, 
And mir ist, als würd' ich wieder 
All der irren Qualen los. 
Fernes Flötenlied, vertöne, 
Das ein weites Sehnen rührt, 
Die Gedanken in die schöne, 
Ach, mißgönnte Ferne führt! 
Laß die Waldesnacht mich wiegen, 
Stillen jede Pein. 
Und ein seliges Genügen 
Saug' ich mit den Düsten ein.
	        
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