Object: Die deutsche Geschichte

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hinabflutheten, und dort vollauf beschäftigt waren, da glaubte Oesterreich, 
es sei seiner würdig, noch einen Versuch zur Rettung seiner deutschen 
Ehre zu wagen, ob es gleich auf seine eigenen Kräfte sich beschränkt 
sah. Es rüstete im Stillen, aber dem wachsamen Auge Napoleons 
nicht unbemerkt. Es rief seine Völker und alle Deutschen zu den Waffen. 
Sogleich stand der Rheinbund bewaffnet vor ihm, uud von Osten her 
marschirten russische Schaaren gegen es heran. Napoleon übergab 
das Oberkommando in Spanien seinem geschicktesten Feldherrn, dem 
Marschall So ult, Herzog von Dalmatien, eilte an die Donau, erfocht, 
noch ehe seine Franzosen zur Stelle waren, an der Spitze meist deut¬ 
scher Truppen im April 1809 eine Reihe von Siegen, bei Abensberg, 
Landshut, Eckmühl, Regensburg, so tapfer auch die Oesterreicher fochten, 
und war schon am 12. Mai in Wien. Abermals war aller guten 
Deutschen Hoffnung vernichtet, da blitzte es wie Morgenstrahl von 
Aspern her. Hier, auf dem Marchfelde, wo einst sein Ahnherr Habs- 
burgs Macht gründete, bewies Erzherzog Karl, daß Napoleon doch 
nicht unüberwindlich sei. Am 21. und 22. Mai wäre dort Napoleon 
verloren gewesen, hätte Held Karl seinen Sieg verfolgen können. Die 
österreichische Landwehr hatte es nun mit den furchtbaren Kürassiren 
aufgenommen, und ihrer 3000 zu Boden gestreckt. Aber in der Ent¬ 
scheidungsschlacht bei Wagram (5. und 6. Juli) erlag Oesterreich, 
und der Friede von Schönbrunn brachte es um den fünften Theil 
seines Gebietes, um alle seine Küstenländer, und machte cs zu Frank¬ 
reichs unmittelbarem Nachbar. Denn dieses nahm die Küsten für sich; 
das Andere wurde an Bayern, an das Großherzogthum Warschau ver¬ 
theilt, und an Rußland, welches für diese Erwerbung öffentliche Dank- 
gebete anstellte! Allein umsonst war doch Oesterreichs Erhebung nicht 
gewesen; wie es 1805 Napoleons Absicht einer Landung in England 
durchkreuzte, so hatte es jetzt dem bedrängten Spanien eine merkliche 
Erleichterung gebracht, die ihm bald reichlich vergütet werden sollte. 
8- 163. Schill; Dörnberg; Herzog von Braunschweig; 
Tyrol und Andreas Hofer. 
Als Oesterreich so muthvoll sein Schwert wider den Völkerbedrücker 
erhob, glaubte der tapfere preußische Major von Schill, jetzt gelte 
es Deutschlands Erlösung. Mit seinem Husarenregimente entwich er 
aus Berlin, und rief alle deutschen Männer zum Kampf für die Frei¬ 
heit auf. 
„So ziehet der tapfere, der wüthige Schill, 
Der mit den Franzosen sich schlagen will, 
Ihn sendet kein Kaiser, kein König aus, 
Ihn sendet die Freiheit, das Vaterland aus." 
Aber nur Wenige schlossen sich ihm an, und als die Unglücksbotschaften 
von der Donau kamen, durchstreifte er planlos das Braunschweigische 
und Mecklenburgische, bis überlegene Schaaren von Holländern und Dä¬ 
nen ihn nach Stralsund drängten. Hier fiel er im verzweifelten 
Kampfe am 31. Mai 1809.
	        
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