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war, Ludwig IX. nach Tunis und begab sich, als er Ludwig nicht
mehr am Leben fand, nach Palästina. Heinrich III. starb 1272.
Die Geschichte Spaniens bietet nichts als die blutigsten Spanien und
Kämpfe dar, nicht nur zwischen Christen und Saracenen, sondern
auch zwischen Völkern eines Glaubens, ja nicht selten waren Chri¬
sten und Saracenen gegen Glaubensgenossen verbunden. Seitdem
der Staat der Ommaijaden in eine Menge kleiner Herrschaften zer¬
splittert worden war (S. 362), befanden sich die Araber gegen die
Christen immer mehr im Nachtheil. Unter den arabischen Fürsten
war der über das vereinigte Cordooa und Sevilla regierende Kö¬
nig der mächtigste. Obgleich das christliche Spanien nicht minder
getheilt und oft in sich selbst zwieträchtig war, so würde doch die
arabische Herrschaft in Spanien schneller ihr Ende erreicht haben,
wenn die Araber nicht durch neue Schaaren aus Afrika verstärkt
worden wären. So kamen die Morabethen oder Almoravi¬
ven, welche 1070 Marokko gegründet hatten, auf den Hülferuf
des Königs von Sevilla nach Spanien, besiegten die Christen, un¬
terwarfen sich aber auch das ganze arabische Spanien. Die christ-.
lichen Fürsten Spaniens wurden im Kampfe gegen die Araber von
französischen Rittern unterstützt, und einer dieser Ritter, der Graf
Heinrich von Hochburgund erhielt für vielfache Dienste von
dem Könige Alfons VI. von Castilien und Leon die nördlichen
Gegenden des heutigen Portugal als Lehen. Der König Al¬
fons VII. von Castilien und Leon (1109 —1157) ließ sich zum
Kaiser von Spanien ausrufen und schien das christliche Spanien zu
einem Ganzen vereinigen zu wollen. Aber sein Kaiserthum war
von kurzem Bestand. Der Graf Alfons von Portugal, Hein¬
richs Sohn und Nachfolger, machte sich unabhängig und nahm den
Königstitel an, und Alfons VII. selbst theilte bei seinem Tode sein
Reich in zwei Theile.
Gegen die Morabethen erhob sich eine andere mohammedani¬
sche Sekte, die Muahedim oder Almohaden. Diese eroberten
1146 Marokko und begannen auch in Spanien ihre Macht auszu¬
breiten. Die Könige von Aragonien, Castilien und Navarra ver¬
einigten sich endlich und gewannen bei To losa 1212 einen- glän¬
zenden Sieg über die Almohaden. Eine zweite Niederlage bei Me-
rida brach vollends die auch in Afrika erschütterte Macht der Al--
mohaden. Von den christlichen Neichen waren das mit Leon ver¬
einigte Castilien und Aragonien die beiden Hauptstaaten. Fer¬
dinand III. von Castilien eroberte 1236 Cord ova, das 522
Jahre die Hauptstadt der arabischen Herrschaft gewesen war. Der
maurische König von Granada verzweifelte am Widerstande, be¬
gab sich in Ferdinand's Schutz und verpflichtete sich zu einem Tri¬
but und zur Heeresfolge. Ferdinand eroberte noch Sevilla, Ferez
de la Frontera, Medina Sidonia, Cadix und andere Städte und
dachte bereits an einen Kriegszug nach Afrika, als ihn der Tod
überraschte (1252). Sein Sohn Alfons X., der Weise genannt,
liebte die Wissenschaften, erweiterte die Universität Salamanka, be¬
schäftigte sich mit Musik, Dichtkunst, Sternkunde, Sterndeutung
und Alchemie, ließ eine Chronik von Spanien schreiben und die
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