Full text: Erziehender Geschichtsunterricht

— 275 — 
goten, das kam unter seinem jungen herrlichen König Alarich 410 nach 
Rom und nahm die Stadt ein und zog siegreich durch ganz Italien, bis 
der König dort in Unteritalien, in der Blüte seiner Jugend plötzlich 
starb. In dem Strombett des Busento haben seine treuen Goten ihn 
dann begraben. Sie selbst zogen wieder zurück durch Frankreich nach 
Spanien. In der ganzen Welt, wie einst die Cimbern, mit Weibern 
und Kindern, Knechten und Mägden, Vieh und Habe, zogen sie umher 
und suchten das Glück. Andere germanische Stämme folgten ihnen, schoben sich 
durcheinander; wurden auch wohl im Kampf miteinander oder mit den 
Römern oder den Hunnen aufgerieben und vernichtet. Wenn ihr die alten 
Sagen lest vom Nibelungenlied, da könnt ihr auch noch mancherlei davon 
finden. Wenn dann so ein Volksstamm zertrümmert war, dann schlüpften 
die Reste wohl unter bei einem andern Stamm, oder die umherschweifenden 
Banden taten sich zusammen zu einem neuen Riesenhaufen und suchten 
ihr Glück. So ein Haufe hat unter dem Helden Ottokar 476 n. Chr. 
wirklich das Römerreich zertrümmert. Nach ihm sind die Ostgoten hin- 
gekommen und" haben uuter ihrem Heldenkönig Theodorich ein stattliches 
Reich in Italien gegründet. Auch von diesem König lest ihr im Nibe- 
lnngenlied und in andern herrlichen deutschen Sagen; er heißt dort in 
der Sage Dietrich von Bern. Aber weil die Ostgoten doch so einzeln 
und fremd zwischen den Italienern saßen und nicht mit andern deutschen 
Stämmen ein großes, einiges Deutsches Reich bildeten, so haben sie sich 
doch nicht lange halten können. Es dauerte nicht viel über 50 Jahre, 
da war es schon wieder zertrümmert. Und wirklich stark wurden die 
Deutschen erst, als ein Stamm anfing, unter einem starken König einen 
wirklichen deutschen Staat zu bilden und andere Stämme in demselben 
Reich zusammenzubinden und so den Grund eines Deutschen Reiches zu 
legen. Das war der Stamm der Franken. 
11. Karl der Große. 
1. Die Franken und die Langobarden. Ungefähr 500 Jahre 
nach Christi Geburt lebten auf beiden Seiten des Niederrheins ein starker 
deutscher Volksstamm, die Franken. Sie haben sich mit der Zeit ziemlich 
weit ausgebreitet, und ihr seht schon aus dem Namen, daß sie vor allem 
das Land eingenommen haben, das wir heute Frankreich nennen. Sie 
waren nicht bloß ein Haufen von Bauern und Kriegern, wie die Cherusker 
z. Z. des Hermann, sondern sie hatten einen König, der in Krieg und 
Frieden über sie zu befehlen hatte; und gerade um das Jahr 500 hatten 
18*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.