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\nit schönen Trinksprüchen bemalt. Die Fenster, licht und geräumig,
sahen auf die Heide, und das Haus war umgeben von dem Stalle,
Schuppen und der Scheune. Es war auch ein Gärtlein vor dem¬
selben, worin Gemüse wuchs, ein Hollunderstrauch und ein alter
Apfelbauin stand; weiter ab waren noch drei Kirschbäume und unan¬
sehnliche Pflanmengesträuche. ©in Brunnen floß vor den: Hause, kühl,
aber sparsam; er floß von dem hohen starken Holzschafte in eine Kufe
nieder, die aus einem einzigen Heidestein gehauen war.
In diesem Hause war es sehr einsam geworden; es wohnten
nur ein alter Vater und eine alte Mutter darinnen, und eine noch
ältere Großmutter, und alle waren sie traurig; denn er war fort¬
gezogen, weit in die Fremde, der das Haus mit seiner jugendlichen
Gestalt belebt hatte und der die Freude aller war. Freilich spielte
noch ein kleines Schwesterlein an der T^ürschwelle, aber sie war noch
gar zu klein und war noch zu thöricht; denn sie fragte ewig, wann
der Bruder Felix wiederkommen werde. Weil der Vater Feld und
Wiese besorgen mußte, so war ein anderer Ziegenknabe genominen
worden; allein dieser legte auf der Heide Vogelschlingen, trieb immer
sehr früh nach Hause und schlief gleich nach dem Abendessen ein. Alle
Wesen auf der Heide trauerten um den schönen lockigen Knaben, der
Don ihnen fortgezogen.
Es war ein traurig schöner Tag gewesen, an dem er fortgegangen
war. Sein Vater war ein verständig stiller Mann, der ihm nie ein
Scheltwort gegeben hatte, und seine Mutter liebte ihn, wie ihren
Augapfel; und aus ihrem Herzen, dem er oft und gerne lauschte,
sog er jene Weichheit und Phantasiefülle, die sie hatte, aber zu nichts
verwenden konnte, als zu lauter Liebe für ihren Sohn. Den Vater
-ehrte sie als den Oberherrn, der sich Tag und Nacht so plagen müsse,
um den Unterhalt herbeizuschaffen, da die Heide karg war und ttUT
gegen große Mühe sparsame Früchte trug, und oft die nicht, wenn
Gott ein heißes Jahr über dieselbe herabsandte. Darum lebten sie
in einer friedsamen Ehe und liebten sich pflichtgetreu von Herzen
und standen einander in Not und Kummer bei. Der Knabe kannte
daher nie den giftigen Mehlthau für Kinderherzen, Hader und Zank,
außer, wenn ein stößiger Bock Jrrsal stiftete, den er aber immer mit
tüchtigen Püffen seiner Faust zu Paaren trieb, was das böseste Thier
von ihm, und nur von ihm allein gutwillig litt, weil es wol wußte,
daß er sein Beschützer und zuversichtlicher Kamerade sei. Der Vater
liebte seinen Sohn wol auch, und gewiß nicht minder als die Mutter,
aber nach der Verschämtheit gemeiner Stände zeigte er die Liebe nie,