Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

130 62. Ter erste Hohenzoller in der Mark Brandenburg. 
62. Der erste Hohenzoller in -er Mark Grandenburg. 
L. v. Ranke, Neun Bücher Preußischer Geschichte. Berlin 1847. 
Nur ungern und -schwer gewöhnten sich vor alters die Völker, 
die angestammten Fürstengeschlechter nicht mehr an ihrer Spitze 
zu sehen. In Brandenburg schien es sogar, als sollte der Unter¬ 
gang des Hauses Askanien auch das Verderben des Landes nach 
sich ziehen *). Es geriet in Verbindung mit der Reichsgewalt, um 
welche aber Wittelsbach und Luxemburg stritten, so daß die 
Entzweiungen dieser Geschlechter auch hier ausgesuchten wurden. 
Gleich im Anfang verlor die Mark ihre Nebenlande, bald darauf 
durften ein Erzbischof von Magdeburg, ein Herzog von Mecklen¬ 
burg ungestraft Gewaltsamkeiten gegen sie ausüben; damit hing 
zusammen, daß endlich eine Familie mächtiger Edelleute, im Besitz 
von mehr als zwanzig festen Schlössern, an der Spitze eines 
kriegerischen Gefolges, das von Schutz- und Lösegeldern genährt 
ward, eine das fürstliche Ansehen zugleich an sich reißende und 
doch unmöglich machende Gewalt ausübte. Heute sah man einen 
Quitzow von einer Stadt, die sich seinem Schutze anvertraut 
hatte, mit Saitenspiel und Festlichkeit empfangen und nach Hause 
geleitet; morgen aber glaubte sich derselbe, weil ihm das Schutz¬ 
geld nicht bezahlt worden sei, berechtigt, das Vieh von den Ge¬ 
meindeweiden fortzutreiben; die ihm nachsetzenden Bürger sprengte 
er aus einander und warf die angesehensten von ihnen in den 
Turm. Raub und Krieg war die Regel, Friede und Vertrag 
die Ausnahme. „Je näher man der Mark kam", sagt ein gleich¬ 
zeitiger Chronist, „desto unsicherer reiste und wanderte man; ein 
jeder hat sich der Gewalt überhoben, die er gehabt, und nur 
gethan, was ihn gelüstet." Dieser Zustand dauerte, bis endlich 
der letzte Luxemburger, Kaiser Siegmund (1419—37), sich ein¬ 
gestand, daß er, mit den Irrungen des Reiches und der Kirche 
vollauf beschäftigt, die Herrschaft in der Mark nicht behaupten 
könne, und mit der Ausübung derselben einen Freund betraute, 
der ihn dafür mit Geld unterstützte, und gegen den er auch sonst 
die größten Verpflichtungen hatte — den Burggrafen Friedrich 
von Nürnberg. 
Friedrich gehörte einem Hause an, dessen Ursprung sich vor 
dem Auge des Forschers in die zweifelhafte Ferne der Jahr¬ 
hunderte zurückzieht, wo die übriggebliebenen Aufzeichnungen die 
Namen auch sehr angesehener Geschlechter noch nicht genau unter¬ 
*) Waldemar, der letzte Askanier (1308—19) siel am 14. August 
1319 in der Schlacht bei Bärwalde; 1348 trat ein Pilger, Jakob Rehbock, 
auf und gab sich für den verstorbenen Waldemar aus, Karl V. erkannte 
ihn zuerst an, erklärte ihn dann aber für einen Betrüger. Er entsagte erst 
1355 und starb im folgenden Jahre zu Dessau.
	        
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