Full text: [Teil 8 = [Klasse 2], [Schülerband]] (Teil 8 = [Klasse 2], [Schülerband])

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Die Handweberei in den Tälern des Riesengebirges und des Glatzer 
Bergkessels nimmt in einzelnen Produkten noch immer den ungleichen 
Kampf mit dem Maschinenleinen auf, wenngleich die Tage vorbei sind, 
wo die Kaufherren von Landeshut und Hirschberg usw., die den Absatz 
der schlesischen Leinwand nach Spanien und Südamerika vermittelten, 
eigene Zweigkontore in Cadix unterhielten. Die Uhrenfabrikation im 
Schwarzwald hat sich unter Benutzung aller Fortschritte der modernen 
Technik ihr Absatzgebiet trotz scharfer Mitbewerbung der Schweizer und 
der französischen Konkurrenten zu erhalten gewußt. In Furtwangen, 
dem freundlichen Hauptort der Schwarzwälder Uhrenindustrie, befinden 
sich Unterrichtsanstalten für Zeichnen, Schnitzen und Modellieren sowie 
eine besondere Uhrmacherschule; auch ist dort, als Filiale der Landes— 
gewerbehalle in Karlsruhe, eine stattliche Gewerbehalle errichtet, in welcher 
ständige Ausstellungen aller mit der Uhrmacherei zusammenhängenden 
Gewerbeprodukte abgehalten werden. In dem sogenannten Kannebäcker— 
ländchen am rechten Rheinufer, von Vallendar aufwärts in dem Seiten⸗ 
tal nach Grenzhausen und Höhr, werden Steinzeugkrüge, Kannen und 
sonstige Tongeräte nach vortrefflichen alten Mustern und unter Ver— 
wendung einfacher Farbenwirkungen gebrannt, die der wachsenden Lieb— 
haberei für die Verzierung der Wohnungen mit altertümlichem Hausrat 
willkommene Objekte, aber auch dem Biertrinker ganz annehmbare Ge— 
fäße für den wirklichen Gebrauch zuführen. Die Achatschleifereien in 
Oberstein und Idar haben sich, nachdem der Vorrat an Halbedelsteinen 
in den benachbarten Bergen erschöpft war, durch Aufsuchung geeigneten 
Materials in Brasilien und in Kleinasien neuen Stoff für ihre viel— 
begehrten kleinen Kunstwerke zu verschaffen und die Freunde und Ab— 
nehmer derselben zu mehren verstanden. In Hanau und in Pforzheim 
beruht die ausgedehnte Gold- und Silberwarenfabrikation vorwiegend 
auf kleinen Werkstätten, die sich, um mit ausländischen Großbetrieben 
wetteifern zu können, durch Teilung der Arbeit und durch geschickte An— 
wendung aller modernen Hilfsmittel betriebsfähig erhalten. 
—⸗ 
9. Der Menlsch als Schöpfer der Rulturlandlchaft. 
von Alfred Rirchhoff. 
Mensch und Erde. 2. Auflage. Leipzig 1905. 8. 59. 
J mehr sich die wirtschaftliche Kultur eines Volkes hebt und je mehr 
O sich desfen Zahl steigert, desto vielseitiger spiegelt das von ihm be— 
wohnte Land seine Tätigkeit wider, indem zuletzt wenig mehr übrig— 
bleibt von dessen ursprünglichem Antlitz als das Relief des Bodens. 
Das großartigste Schauspiel fast urplötzlicher Umwandlung von Wild— 
land in Kulturland haben uns im Laufe der Neuzeit Nordamerika und
	        
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