Full text: Für Tertia (Abtheilung 1, [Schülerband])

Schwab: Des Knaben Wunderhorn. Herder. Rückert. Wilh. Müller. 177 
So werd' ich versetzet 
In den himmlischen Garten, 
Auf den wir Alle warten. 
Freue dich, schön's Blümelein! 
139. Verschiedener Umgang. (1792.) 
Don Johann Gottfried von Herder. 
1. Sohn, die Freundschaft mit den Bösen, 
Mit Gleichgültigen und Guten 
Sei dir ja nicht einerlei! 
2. Ein Tropfen Regenwasser 
Fiel auf glühend Eisen 
Und war nicht mehr. 
Werke. Stuttgart und Tübingen, 1827. 
3. Er fiel auf eine Blume 
Und glänzt' als eine Perle 
Und blieb ein Tröpfchen Thau. 
4. Er sank in eine Muschel 
Zur segensreichen Stunde 
Und ward zur Perle selbst. 
140. Schifffahrt. (1898.) 
Von Friedrich Rückert. 
1- Wie ein Schifflein auf dem Meer 
Schwebt das Leben überm Tod, 
Oben, unten, rings umher 
Von Gefahren stets umdroht. 
2. Eine schwache Bretterwand 
Trennet dich von deinem Grab; 
Gedichte. Erlangen, 1838. 
Eines Hauches Unbestand 
Wiegt dich schaukelnd auf und ab. 
3. Seien Lüfte noch so klar, 
Sei die Tiefe noch so still, 
In Gefahr ist immerdar, 
Wer durchs Leben schiffen will. 
141. Die Forelle. (1824.) 
Von Wilhelm Müller. Frühlingc-kranz au» dem Plauenschcn Grunde. Vermischte Schriften. Leipzig, *83» 
1. In der hellen Felsenwelle 
Schwimmt die muntere Forelle, 
find in wildem Uebermuth 
Guckt sie aus der kühlen Flut, 
Sucht, gelockt von lichten Scheinen, 
Nach den weißen Kieselsteinen, 
Die das seichte Bächlein kaum 
Ueberspritzt mit Staub und Schaum. 
2. Sieh doch, sieh, wie kann sie hüpfen 
Und so unverlegen schlüpfen 
Durch den höchsten Klippensteg, 
Grad' als wäre das ihr Weg! 
Und schon will sie nicht mehr eilen, 
Will ein wenig sich verweilen, 
Zu erproben, wie es thut, 
Sich zu sonnen aus der Flut. 
3. Ueber einem blanken Steine 
Wälzt sie sich im Sonnenscheine, 
Und die Strahlen kitzeln sie 
In der Haut, sie weiß nicht, wie, 
Weiß in munterem Behagen 
Nicht, ob sie es soll ertragen 
Oder vor der fremden Glut 
Netten sich in ihre Flut. 
4. Kleine, muntere Forelle, 
Weile noch an dieser Stelle 
Und sei meine Lehrerin! 
Lehre mich den leichten Sinn, 
Ueber Klippen wegzuhüpfen, 
Durch des Lebens Drang zu schlüpfen 
Und zu gehn, ob's kühlt, ob's brennt, 
Frisch in jedes Element! 
142. Der treue Gefährte. (1831.) 
Bon Anastafiu» Grün. Lieder au» dem Gebirgr. Gedichte. Leipzig, 1837. 
1. Ich hatt' einst einen Genossen treu, 
Wo ich war, war er auch dabei; 
Blieb ich daheim, ging er auch nicht aus, 
Und ging ich fort, blieb er nicht zu Haus. 
2. Er trank aus einem Glas mit mir, 
Er schlief in einem Bett mit mir, 
Wir trugen die Kleider nach einem Schnitt, 
Ja selbst zum Liebchen nahm ich ihn mit. 
3. Und als mich's jüngst nach den Ber¬ 
gen zog 
Und Stab und Beutel im Arm ich wog, 
Da sprach der treue Geselle gleich: 
„Mit Gunsten, Freund, ich geh'mit Euch." 
4. Wir wallen still hinaus zum Thor, 
Die Bäume streben frisch empor, 
Die Lüfte bringen uns warmen Gruß, 
Paulstek, Deutsche- Lesebuch. II. 1. 8. Aufl. 
12
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.