Full text: [Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband]] (Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband])

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138 IV. Geschichtliches und Kulturgeschichtliches. 
Menschen imb kehrte allein und still nach Sanssouci zurück. Er wollte 
den Rest seiner Tage, wie er sagte, im Frieden für sein Volk leben. 
Die ersten dreiundzwanzig Jahre seiner Regierung hatte er gerungen 
und gekriegt, seine Kraft gegen die Welt durchzusetzen; noch dreiundzwanzig 
Jahre sollte er friedlich über sein Volk herrschen als ein weiser und 
strenger Hausvater. Wie er selbst sein Behagen und seine Ausgaben dem 
Wohl des Staates unterordnete, mit etwa 200000 Talern den ganzen 
königlichen Haushalt bestritt, zuerst an den Vorteil des Volkes und zu¬ 
letzt an sich dachte, so sollten alle seine Untertanen bereitwillig das 
tragen, was er ihnen an Pflicht und Last auflegte. Jeder sollte in dem 
Kreise bleiben, in den ihn Geburt und Erziehung gesetzt hatte; der Edel¬ 
mann sollte Gutsherr und Offizier sein, dem Bürger gehörte die Stadt, 
Handel und Industrie, Lehre und Erfindung, dem Bauer der Acker und 
die Dienste. Aber in seinem Stande sollte jeder gedeihen und sich wohl 
fühlen. Gleiches, strenges, schnelles Recht für jeden, keine Begünstigung 
des Vornehmen und Reichen, in zweifelhaftem Falle lieber des kleinen 
Mannes. Die Zahl der tätigen Menschen vermehren, jede Tätigkeit 
so lohnend als möglich machen und so hoch als möglich steigern, so 
wenig als möglich vom Ausland kaufen, alles selbst hervorbringen, den 
Überschuß über die Grenzen fahren, das war der Hauptgrundsatz seiner 
Staatswirtschaft. Unablässig war er bemüht, die Morgenzahl des Acker¬ 
bodens zu vergrößern, neue Stellen für Ansiedler zu schaffen. Sümpfe 
wurden ausgetrocknet, Seeen abgezapft, Deiche aufgeworfen. Kanäle 
wurden gegraben, Vorschüsse bei Anlagen neuer Fabriken gemacht, Städte 
und Dörfer auf Antrieb und mit Geldmitteln der Regierung fester und 
gesünder wieder aufgebaut; das landschaftliche Kreditsystem, die Feuer¬ 
sozietät, die königliche Bank wurden gegründet; überall wurden Volks¬ 
schulen gestiftet, unterrichtete Leute ins Land gezogen, überall Bildung 
und Ordnung des regierenden Beamtenstandes durch Prüfungen und 
strenge Kontrolle gefördert. Es ist Sache des Geschichtschreibers, dies 
zu rühmen, aber auch einzelne verfehlte Versuche des Königs, die bei dem 
Bestreben, alles selbst zu leiten, nicht ausbleiben konnten, aufzuzählen. 
Für alle seine Länder sorgte der König, nicht zuletzt für sein 
Schmerzenskind, das neuerworbene Schlesien. Als der König die so große 
Landschaft eroberte, hatte sie wenig mehr als eine Million Einwohner. 
Hundert Jahre hatten nicht ausgereicht, die handgreiflichen Spuren des 
Dreißigjährigen Krieges zu verwischen; in den Städten lagen noch die 
Schutthaufen aus der Schwedenzeit, überall neben den neu gebauten Häusern 
die wüsten Brandstellen. Viele kleine Städte hatten noch Blockhäuser 
nach alter slawischer Art mit Stroh- und Schindeldach, seit lange dürftig 
ausgeflickt. Durch die Preußen wurden nicht nur die Spuren alter Ver¬ 
wüstung, sondern auch der neuen des Siebenjährigen Krieges nach wenigen 
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