Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

298 88. Tie Erwerbung Westpreußens. 
wobei die AMprüche beider Fürsten „L'Etat c'est moi" und „Ich bin des 
Staates erster Diener' zu beachten sind. 5. Weise an der Tagesarbeit des großen 
Königs nach daß er fernen Ausspruch auch bewahrheitete! 6. Friedrich verstand 
auch tm Frieden Eroberungen zu machen. Wieso? 7. Wie treibt der preußische Staat 
heute noch „innere Kolonisation" ? 8. Friedrich der Große sagte vom Großen Kur- 
surften: „Der hat viel getan". Warum konnte gerade er das am besten beurteilen« 
Suche, das an den verschiedenen Regierungsiätigkeiten beider Männer zu verstehen! 
9 Vergl. den alten Grundsatz: „Wes das Land, des die Religion" mit dem Aus- 
K ^furlän?S; meinem Lande kann jeder nach seiner Fasson selig werden"! 
rnr y vi ^ Peu^e Staat dazu? 10. Wie zeigt sich Friedrichs „aufgeklärter" 
Ab olutismus m der Rechtspflege, in der Fürsorge für den Bauernstand, in reli- 
gioM Dingen? 11. Man kann ihn mit Recht einen Safer des Volkes nennen. 
Mchzuweisen an verschiedenen Regierungsmaßnahmen und Einrichtungen! 
88. Die Erwerbung Westpreußens. 
1. Die erste Teilung Polens. 1772. Neun Jahre nach dem 
Siebenjährigen Kriege machte Preußen auf friedlichem Wege eine Er- 
oberung, die an Größe und Bedeutung der von Schlesien fast gleichkam. 
Es geschah dies in der ersten Teilung Polens. — Das einst so 
mächtige Königreich Polen war durch die Fehler seiner Verfassung und 
durch mnere Streitigkeiten geschwächt und so tief heruntergekommen, 
daß es ein lebensfähiges Reich nicht mehr fein konnte. Seit es ein 
Wahlreich war, hatte das Königtum immer mehr an Macht verloren 
und die Gewalt war dem Adel zugefallen, der sie in selbsüchtiger 
Weife ausnutzte. Jedes einzelne adelige Reichstagsmitglied hatte das 
Recht, durch seinen Einspruch einen Reichstagbeschluß zu verhindern. 
So kam es, daß selten Beschlüsse zustande kamen und daß Aufstände 
und Bürgerkriege sehr häufig waren. Ein kräftiger Bürgerstand fehlte, 
und die rechtlosen, leibeigenen und verkommenen Bauern wurden von dem 
übermütigen Adel in empörender Weise bedrückt. Diese Zustände benutzte 
die Kaiserin Katharina II. von Rußland, um sich in die inneren 
Verhältnisse Polens einzumischen, und sie strebte darnach, ganz Polen 
an sich zu reißen. Welche Gefahr aber für Preußen, wenn dies geschah 
wenn das heutige Westpreußen und das heutige Posen in die Gewalt 
Rußlands gerieten? Ostpreußen war dann verloren, und den russischen 
Truppen stand von Posen aus der Vormarsch auf Berlin jeden Augen- 
blick frei. Um nun zu verhindern, daß Rußland allein sich ganz Polens be- 
mächtige, schlug Friedrich der Große eine Teilung des Landes vor. So kam 
es im Jahre 1772 zur ersten Teilung Polens. Rußland, Oesterreich 
und Preußen nahmen die an ihre Länder grenzenden Gebiete in Besitz und 
ließen nur einen Teil als Königreich Polen weiterbestehen. Friedrich der 
Große erhielt West Preußen ohne die Städte Danzig und Thorn, 
dazu den Netzedistrikt (36000 qkm. mit 600000 Einwohnern). 
Oesterreich bekam Galizien, und Rußland wurde mit große Strecken des 
östlichen Polens abgefunden. 
2. Friedrichs Fürsorge für Westpreußen. Westpreußen, ehemals 
ein Teil des Ordenslandes Preußen, war dem Deutschtum wieder- 
gewonnen; damit war zugleich die notwendige Verbindung Ostpreußens 
mit Brandenburg und Pommern hergestellt. Seitdem nannte sich 
Friedrich „König von Preußen". — In den dreihundert Jahren der
	        
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