Full text: [Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband]] (Teil 6 = Obertertia - Untersekunda, [Schülerband])

Stin de: Das Märchen u.s.w. D i e st e r w e g: Der Kulturwert d. Astronomie u.s.w. 323 
Der Genuß, den sich ein großer Teil der Erwachsenen mit einem 
Übermaß von Bier gewohnheitsgemäß verschaffen zu sollen glaubt, wird 
auch der Jugend nicht vorenthalten. Während das Kind dem schul¬ 
pflichtigen Alter entgegenreift, wächst es, der heutigen Lebensführung 
entsprechend, in den Biergenuß hinein, und der Alkohol beginnt seine 
schädigende Wirkung zu entfalten. Er wirkt hemmend auf die körper¬ 
liche Entwicklung und beeinflußt die geistige Regsamkeit und Auffassung, 
das Vorstellungsvermögen und das Gedächtnis in ungünstiger Weise. 
Ferner ist die Widerstandsfähigkeit der an Alkohol gewöhnten Kinder 
gegen Krankheiten viel geringer, und diese Kinder werden durch die den 
akuten Infektionskrankheiten, Masern, Scharlach, Diphtherie folgenden 
Herz- und Nierenerkrankungen leichter gefährdet als die, die niemals 
alkoholische Getränke erhalten. Wenn auch der Alkohol, von einem 
erfahrenen Arzt vorsichtig unb in der richtigen Form zur rechten Zeit 
gereicht, auf den kranken, jugendlichen Körper vorzüglich, ja sogar lebens¬ 
rettend einwirken kann, besteht doch kein Zweifel darüber, daß dieses 
Genuß- und Reizmittel für die gesunde Jugend nicht allein überflüssig, 
sondern in jeder Form schädlich ist. Volkssitten und Gewohnheiten sind 
schwer zu erschüttern: Bier und Wein sind zum Genußmittel der Jugend 
geworden. Den Volksgeist allmählich durchdringende neue Gedanken und 
Regungen sind geeignet und im stände, vorgefaßte Meinungen und falsche 
Ansichten am ehesten zu verdrängen. Eine solche Regung ist zu erblicken 
in der unter der Jugend mächtig wachsenden Lust zum Sport. Die Lust, 
im Wettspiel Kraft und Gewandtheit zu zeigen, auf den: Turnplatz, wie 
im Ruder-, Radfahr- und andern körperlichen Sport sich zu stählen, 
erwacht immer mehr. Der Alkohol aber ist der Feind jedes ernsten 
Sports, der zu seiner Ausübung Mäßigkeit verlangt, bei dem der Trunk 
gemieden werden muß. Schon im Altertum war den Athleten der Wein 
verboten, und nach dem Beispiel der Alten wollte auch Luther Musik 
und Ritterspiel gepflegt wissen. „Musik", so sagte er, „vertreibt die 
Sorge des Herzens, Ritterspiel macht fein geschickte Gliedmaßen und 
erhält die Gesundheit." 
Das Heil der Jugend liegt im Heim; die Erziehung ist die Mit¬ 
gabe für das Leben. Wird im Hause erkannt, daß Alkohol in jeder 
Form ein Gift für die Jugend ist, so wird schon viel gewonnen, und 
darum ist es auch an der Zeit, völlig klar zu werden über das Märchen 
vom „flüssigen Brot". _ 
m* Der Rulturwert der Astronomie als Weltwissenschaft. 
Adolf Diesterweg. Populäre Himmelskunde. Berlin. 
Die Geschichte der Astronomie ist ein Bruchstück der Geschichte der 
Menschheit, erfreulicher und lehrreicher als viele Berichte von Staats- 
21*
	        
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