fullscreen: Lehr- und Lesebuch für weibliche Sonntags- und Fortbildungsschulen

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sehr angegriffen. Oft saß sie mit Julie bis tief in die Nacht und 
nähte. Die junge, krafwolle Julie konnte diese Anstrengungen wohl 
aushalten; aber die schon alternde Mutter wurde von Tag zu 
Tag schwächer. Es währte nicht lange, so mußte sie sich legen; 
eine gefährliche Krankheit kam über sie. Nach einigen Wochen, in 
denen Ernestine nicht von ihrem Belle und Julie nicht mehr von 
ihrem Arbeitstisch gekommen war, fühlte die kranke Mutter, daß 
sie bald sterben werde. Wenige Augenblicke vor ihrem Tode rief 
sie die Töchter noch inmoal an ihr Bett und sagte mit schwacher 
Stimme: Ach Julie und Ernestine! ich muß euch nun verlassen. 
wWies wird es euch nach meinem Tode gehen! Ich sterbe mit 
bangen Besorgnissen. — Du, Ernestine, machst mir mein Ende 
schwer! Julie wird ihr Fortkommen wohl finden. Geschicklichkeit 
und Fleiß lassen selten darben. Aber, was wird aus dir werden, 
arme Eruestine?“ — Ein efer Seufzer unterbrach die Rede. 
Es war der letzte der Mutter. Sie starb in den Armen ihrer 
trostlosen Töchter. 
Ihre Worte gingen in Erfüllung. Während ihrer Krankheit 
lernte der Arzt des Ortes, ein junger, braver Mann, die tätige 
und geschickte Julie kennen und heiratete sie bald nach dem Tode 
der guten Mutter. Julie wollte ihre Schwester zu sich nehmen; 
aber diese schämte sich ihr zur Last zu fallen. Sie verdingte sich 
s Kinderwaͤrterin, weil sie zu keinem andern Dienste geschickt war. 
So verlebte Ernestine ihre schönsten Jahre im Dienste fremder, 
oft unbilliger und hartherziger Leute, und als sie endlich alt und 
schwach würde, mußte sie doch das oft wiederholie Anerbieten ihrer 
Schwester annehmen und sich von dieser bis zu ihrem Tode er— 
nähren lassen. 
Aus dem Töchterspiegel. 
Nahrungs- und Genußmiltel. 
44. Von den Nahrungsstoffen. 
Nahrungsstoffe nehmen wir zu zweierlei Zwecken in uns auf: 
erstlich um die Kraft ieder zu ersetzen, welche fortwährend durch 
Arbeit, Körperbewegung, Tätigkeit des Herzens, der Lungen u. s. w. 
in uns aufgebraucht wird, und zweitens um Stoffe in den Körper 
zu bringen, welche das Atmen und durch dieses die fortwährende 
Bildung und Erhaltung der Blutwärme möglich machen. (Das 
Blut des Grönländers hat genau denselben Wärmegrad wie das 
des Negers.) Dem erstgenannten Zwecke dienen haͤuptsächlich die Nah⸗
	        
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